Mehrere Waldbrände wüten in Spanien, Italien, Griechenland und Portugal. Tausende Menschen sind auf der Flucht. Keine Entspannung in Sicht.

Madrid/Lissabon. Tausende Menschen sind vor den verheerenden Waldbränden in Südeuropa auf der Flucht. In Spanien, Portugal, Griechenland, Bulgarien und Italien sind auch zunehmend Urlaubsgebiete von den Flammen bedroht. Auf den Kanarischen Inseln stehen Nationalparks in Flammen.

Am schwersten betroffen sind Teneriffa und La Gomera, wo bereits ein Teil des Nationalparks Garajonay zerstört ist. Das Gebiet gehört zum Weltnaturerbe der Unesco und beherbergt Lorbeerwälder "von unschätzbarem ökologischen Wert", wie eine Sprecherin der Landwirtschaftsbehörde sagte. Einige der bewaldeten Areale - ein artenreiches Urwaldgebiet mit üppiger Vegetation - gebe es bereits seit elf Millionen Jahren.

Die Feuer, die am Freitag zunächst unter Kontrolle zu sein schienen, flammten am Sonnabend wieder auf und dehnten sich aus. Hohe Temperaturen und heftiger Wind behinderten die Löscharbeiten. "Wir gehen durch die Hölle", sagte der Regierungschef von La Gomera, Casimimo Curbelo. Er habe die Zentralregierung um mehr Ressourcen zur Bekämpfung der Brände gebeten. Laut einem Bericht der Zeitung "El Mundo" vom Sonntag waren sechs Hubschrauber und drei Löschflugzeuge im Einsatz, um ein weiteres Ausbreiten der Brände zu verhindern. Auch auf Teneriffa, der größten Kanareninsel, waren bei Santiago del Teide laut einem Bericht des Senders BBC Straßenverbindungen und Stromleitungen unterbrochen. Auf beiden Inseln wurden mehrere Dörfer und Siedlungen evakuiert. Knapp 5000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen.

"Nach fünf Hitzewellen in Folge brennt es auf La Gomera auch in Gegenden, in denen es seit 150 Jahren keine Waldbrände gegeben hat", sagt Humberto Gutiérrez, Sicherheitschef der Regierung. Auch auf dem spanischen Festland brachen erneut Brände aus, vor allem in Galizien im Nordwesten des Landes, wo in der Provinz Ourense ein Feuer außer Kontrolle war. Im Zentrum Spaniens kämpfen Feuerwehrleute gegen ein Übergreifen des Feuers auf den Nationalpark Cabañeros, in Andalusien im Süden bedrohten die Flammen den Nationalpark Donana.

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Spanien leidet unter einer extremen Trockenheit. In den ersten sieben Monaten 2012 wurden 132 300 Hektar Land von den Flammen zerstört - so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr. Nach dem trockensten Winter seit 1942 hat das Feuer in Spaniens Wäldern leichtes Spiel.

Bei andauernden Waldbränden in Portugal kam ein Feuerwehrmann ums Leben. Der 53-Jährige sei bei Figueiró dos Vinhos in seinem Fahrzeug von den Flammen eingeschlossen worden, berichteten Medien. Am Freitag wütete noch ein Waldbrand in der nordöstlichen Gemeinde Algoso. Bis Ende Juli hatten die Brände in Portugal nach offiziellen Angaben gut 67 000 Hektar Wald zerstört. Das sei dreimal mehr als im Vorjahr, teilten die Behörden mit.

Leichtes Aufatmen in Griechenland. Starke Regenfälle in der Nacht zum Sonntag haben den gefährlichen Waldbrand auf der Halbinsel Chalkidiki weitgehend gelöscht. "Heute Morgen haben wir kaum noch Brände", sagte Regionalgouverneur, Christos Pachtas. Feuerwehr und Löschflugzeuge bleiben jedoch in höchster Alarmbereitschaft. Der Brand tobte seit vier Tagen in der Klosterregion Berg Athos. Nach mehreren Tagen mit Temperaturen von mehr als 40 Grad zeigten die Thermometer in Griechenland gestern angenehme 32 Grad. Vorübergehend wurde das nahe gelegene serbisch-orthodoxe Kloster von Hilandar bedroht, wo sich Ikonen, Schriften und andere religiöse Gegenstände von unschätzbarem Wert befinden. Nach Schätzungen wurden dort mindestens 400 Hektar Wald und Ackerland zerstört. Durch den Regen konnten auch mehrere kleinere Brände auf der Halbinsel Peloponnes unter Kontrolle gebracht werden.

Im Süden Italiens kamen durch Waldbrände zwei Männer ums Leben. Temperaturen von über 40 Grad lösen immer wieder neue Feuer aus. Vor allem auf Sizilien halten die Brände die Einsatzkräfte in Atem. Bis zu 158 Waldbrände wurden landesweit registriert.

Die verheerenden Feuer in den Wäldern Südeuropas sind nach Ansicht der Umweltorganisation WWF nahezu immer von Menschen ausgelöst worden. Zwar begünstige die extreme Hitze die Brände im Mittelmeerraum, sagt WWF-Waldexperte Philipp Göltenboth. Von Portugal bis Griechenland zeige sich aber, dass 96 Prozent aller Feuer von unachtsamen Menschen verursacht werden. Glasscherben von weggeworfenen Flaschen, die wie Brenngläser wirken, Zigarettenstummel oder außer Kontrolle geratene Feuer auf Feldern zählten zu den häufigsten Brandursachen. In Italien zündelten Brandstifter häufig im Auftrag krimineller Bodenspekulanten. Den Tätern komme man nur selten auf die Spur. Allein im Mittelmeerraum habe sich die durchschnittliche jährliche Waldbrandfläche seit den 1960er-Jahren vervierfacht.