Mindestens 23 Tote bei Überschwemmungen. Philippinen und China in Not. Sturm tobt mit Tempo 150

Manila/Peking. Tödliche Stürme mit verheerenden Winden und immensen Regenmassen haben in China und auf den Philippinen riesige Landstriche ins Chaos gestürzt. 2,6 Millionen Menschen waren betroffen. 1,8 Millionen Menschen sind auf der Flucht. In China traf Taifun "Haikui" gestern mit voller Wucht auf die Ostküste. Es war nach "Saola" und "Damrey" der dritte innerhalb einer Woche. Auf den Philippinen saßen Hunderttausende in überfluteten Gebieten teils in Notunterkünften fest. Mindestens 23 Menschen kamen in der Region ums Leben.

"Wir haben Essen, aber es reicht höchstens noch für einen Tag", schrieb Student Daryll Patco, 20, aus der oberen Etage eines Hauses in der philippinischen Hauptstadt Manila per SMS. Er war dort mit seinen Eltern eingeschlossen. Schwere Monsunregen hatten Flüsse und Stauseen über die Ufer treten lassen. Durch manche Straßenfluchten rauschten die Wassermassen sechs Meter hoch. Und es regnet weiter.

Rettungskräfte im Dauereinsatz: Sie müssen 850 000 Menschen betreuen

"Wir geben unser Bestes, um die Leute zu erreichen", versprach der Leiter des Katastrophenschutzes, Benito Ramos. "Einige Siedlungen sind so eng bebaut, dass wir mit unseren Booten nicht durchkommen." Die Rettungsdienste mussten 850 000 Gestrandete betreuen. Ein Mann verlor in Manila bei einem Erdrutsch seine Frau, fünf Kinder und drei weitere Verwandte. Der älteste Sohn liegt schwer verletzt im Krankenhaus. "Ich denke nur noch an meinen Sohn, er kann sich nicht bewegen, weil ihm alles wehtut", berichtete der Mann verzweifelt im Radio. Bauarbeiter Bong Adora, 22, hatte seine schwangere Frau in eine Notunterkunft gebracht und war zu seiner bescheidenen Hütte zurückgekehrt, um Plünderer fernzuhalten. Der Tagelöhner suchte in Abwasser nach Plastikflaschen und Metall. "Ich muss ja schließlich Geld ranschaffen, sonst können wir nichts zu essen kaufen."

Der wirtschaftliche Schaden in der Provinz Zhejiang geht in die Millionen

In China erreichte Taifun "Haikui" die chinesische Küste in der Provinz Zhejiang. Er wirbelte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern. Bis zu fünf Meter hoch türmten sich die Wellen vor der Küste. In Zhejiang brachten die Behörden 1,5 Millionen Menschen in Sicherheit, im benachbarten Shanghai mussten fast 400 000 Einwohner ihre Häuser verlassen. Dort wurden zwei Menschen von herabfallenden Trümmern erschlagen.

In der Küstenstadt Ningbo stürzte ein Riesenrad um, in Jiaxing deckten die Böen das Dach eines Stadions ab. Auf einem Berg im Bezirk Jiaxing saßen rund 1000 Touristen wegen des Unwetters fest. In Lin'an befreiten Rettungskräfte 123 Menschen, die von den Wassermassen in ihren Gästehäusern eingeschlossen worden waren. Zhejiangs wichtigster Flughafen in der Provinzhauptstadt Hangzhou stellte zeitweise seinen Betrieb ein, in der Region standen auch die Hochgeschwindigkeitszüge still. Der wirtschaftliche Schaden allein in der Provinz Zhejiang wird auf fünf Milliarden Yuan (rund 635 Millionen Euro) geschätzt. Etwa die Hälfte davon entfällt auf Schäden in der Landwirtschaft.

Im sizilianischen Agrigento wurden gestern 44 Grad Celsius gemessen

Während die Menschen in Asien gegen Regen und Sturm kämpfen, wird in den Ländern Südosteuropas nach einer wochenlangen Hitzewelle mit Temperaturen bis 42 Grad das Trinkwasser knapp. Auf der kroatischen Halbinsel Istrien mit Hunderttausenden Urlaubern vor allem aus Deutschland und Österreich ist die Talsperre Butoniga als Hauptwasserquelle fast leer. Duschen an den Stränden wurden abgestellt, die Gartenbewässerung und das Autowaschen verboten.

In Serbien ist vor allem die Region um Gornji Milanovac südlich von Belgrad betroffen, in der rund 300 000 Menschen leben. Der örtliche Trinkwasserfluss ist so gut wie ausgetrocknet, sodass sich die Menschen auf eine nur stundenweise Wasserversorgung einstellen müssen. In einigen Städten im Norden des Kosovo wie in Mitrovica leiden die Bewohner schon seit Wochen unter ausbleibendem Regen. In Haushalten kommt zum Teil nur vier Stunden am Tag Wasser aus der Leitung.

Ähnlich ist die Lage im ostbosnischen Srebrenica. Obwohl die Wasserversorgung nach den Zerstörungen des Bürgerkrieges (1992-1995) von Grund auf modernisiert wurde, sind die Trinkwasserquellen nahezu erschöpft.

In Bulgarien wütet bei Dauerhitze um 40 Grad wieder ein großer Waldbrand. Betroffen ist eine Fläche von mehr als 120 Hektar bei Beliza im Südwesten des Balkanlandes. Mehr als 400 Feuerwehrleute, Förster und Freiwillige sowie zwei Hubschrauber versuchten gestern das Feuer auf dem Bergterrain zu löschen. Seit Jahresbeginn gab es in dem südosteuropäischen Land insgesamt 397 Waldbrände. Neben den hohen Temperaturen ist vor allem Fahrlässigkeit die Brandursache gewesen.

Auch Griechenland und Italien leiden unter der Hitze. Bei Waldbränden auf der griechischen Halbinsel Peloponnes sind sechs Menschen verletzt worden. Feuerwehrleute und Freiwillige kämpften die ganze Nacht durch und konnten einige Brände unter Kontrolle bringen. In weiten Teilen des Landes herrschen Temperaturen um die 42 Grad und extreme Trockenheit.

In Italien wurden in Agrigento auf Sizilien 44 Grad gemessen. Für 13 Städte, von Bologna im Norden bis Reggio Calabria im Süden, gaben die Behörden Hitze-Alarm heraus.