Die Suche nach den vermissten Nachterstedtern ist eingestellt worden. Es besteht keine Chance mehr, noch Überlebende zu finden. “Hier ist technisch nichts zu machen und es ist auch nicht zu verantworten, hier Einsatzkräfte einzusetzen“, sagte Sachsen-Anhalts Innenstaatssekretär Rüdiger Erben.

Nachterstedt. Die Suche nach den drei Vermissten der Erdrutsch-Katastrophe in Sachsen-Anhalt ist offiziell eingestellt worden. Es bestehe keine Hoffnung mehr, dass die beiden Männer und die Frau noch lebend geborgen werden könnten, teilte der Katastrophenstab am Montag in Nachterstedt mit. Zugleich warnten die Behörden vor weiteren Abbrüchen, nachdem in der Nacht neue Risse an der Unglücksstelle in dem ehemaligen Bergbaugebiet entdeckt worden waren.

Auch die Versuche der Bundeswehr, die vermutete Stelle der Vermissten – einer 48-jährige Frau und zweier Männer im Alter von 50 und 51 Jahren – zu erreichen, blieben erfolglos. Es gebe keine Chancen, an diese Stelle heranzukommen, sagte der Landrat des Salzlandkreises, Ulrich Gerstner, auf einer Pressekonferenz. Man wolle keine Hoffnungen schüren. Oberst Friedemann Wolf erklärte, ein Zugang mit schwerem Gerät sei ebenso unmöglich wie der Einsatz von Pioniertauchern. „Hier ist technisch nichts zu machen“, sagte Innen-Staatssekretär Rüdiger Erben. „Es ist nicht zu verantworten, die Einsatzkräfte weiter einzusetzen.“

„Wir gehen nicht davon aus, dass es in näherer Zukunft weitere Chancen gibt, an die Unglücksstelle heranzukommen“, sagte Landrat Gerstner. Es sei auch unrealistisch, das Wasser aus dem See abzulassen. Zur Ursachenermittlung werde es in den nächsten Wochen und Monaten umfangreiche Untersuchungen geben. Für die Betroffenen wurde bei der Salzlandsparkasse ein Spendenkonto eingerichtet (Kontonummer 306 300 215 0, Bankleitzahl: 800 555 00, Stichwort: Katastrophengebiet Nachterstedt)

Am Sonnabend hatte ein gewaltiger Erdrutsch zwei Häuser mehr als 100 Meter in die Tiefe gerissen. Die Erde brach auf einer Länge von Hunderten Meter weg und stürzte in den angrenzenden See. Das Gebiet wurde zur Katastrophenregion erklärt. Nach dem Auftreten der neuen Risse drohen vor allem bei starkem Regen weitere Erdabbrüche. Da die Risse bis zu nächsten Häuserreihe reichen, scheint eine Rückkehr der evakuierten Hausbewohner unmöglich. Am Sonntagabend hatten sie begleitet von Rettungskräften persönliche Dinge aus ihren gesperrten Häusern holen können. Der Sprecher der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV), Uwe Steinhuber, schloss im MDR aus, dass es in anderen Orten zu ähnlichen Erdrutschen kommen könnte.

Der Concordiasee an der Unglücksstelle entstand durch die Flutung des früheren Bergbaulochs und wird als Erholungsgebiet genutzt. Der Präsident des Sächsische Oberbergamts, Reinhard Schmidt, sagte im MDR, er sehe keine Alternative zur Flutung von Tagebau-Restlöchern Unterdessen appellierte der Bürgermeister der im rheinischen Braunkohleabbaugebiet liegenden Stadt Düren, Paul Larue, an die Landesregierung, die Pläne zu einer Flutung des Tagebaus Inden noch einmal zu überdenken. Stattdessen will die Gemeinde eine Verfüllung der riesigen Gruben.

Auch der Bürgermeister der benachbarten Gemeinde Erkelenz, Peter Jansen, kündigte an, die Kommune wolle dafür sorgen, dass bei den weiteren Planungen für den Tagebau in Garzweiler Lehren aus dem Unglück in Sachsen-Anhalt gezogen würden. Der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen wies die Befürchtungen als unbegründet zurück. „So etwas wie in Sachsen-Anhalt kann in Nordrhein-Westfalen nicht passieren“, sagte der Sprecher der Landeseinrichtung, Ludger Krahn.