Die Hoffnung auf ein Wunder in Nachterstedt schwindet allmählich. Nachdem die ganze Gegend um den Concordia-See ohne Erfolg mit Wärmebild-Kameras abgesucht wurde, gehen die Retter davon aus, dass die drei Vermissten tot sind.

Nachterstedt. Die Gemeinde in im 2000-Einwohner-Ort Nachterstedt in Sachsen-Anhalt steht unter Schock. Nachdem zwei Häuser bei dem gewaltigen Erdrutsch in der Nacht zu Sonnabend in die Tiefe gerissen wurden, mussten auch die Anwohner ihre Grundstücke verlassen. Der Grund: Im ganzen Gebiet um den Concordia-See ist einsturzgefährdet. Es besteht akute Lebensgefahr. Die Chance, dass es noch weitere Erdrutsche geben könnte, ist groß.

Die letzten Tage waren für alle Nachterstedter zermürbend. Jeder hoffte, dass es vielleicht doch noch ein großes Wunder geben könnte und die drei vermissten Bewohner der von der Erde "verschluckten" Häuser lebend gefunden würden. Doch diese Hoffnung schwindet nun allmählich. Das, was alle nicht gewagt hatten zu denken, ist inzwischen ziemlich wahrscheinlich. Thomas S. (50), Peter (51) und Ilka K. (48) sind offenbar tot. Da es aufgrund der Einsturzgefahr für die Rettungskräfte unmöglich ist, mit den Bergungsarbieten vor Ort zu beginnen, haben die die ganze Nacht mit hochauflösenden Wärmebildkameras nach den drei Vermissten gesucht - allerdings ohne Erfolg. Es wurden keine Lebenszeichen entdeckt, wie der Katastrophenstab mitteilte. Nach Angaben des Landkreises soll nun ein Pionierbataillon prüfen, ob die Unglückstelle von der Seeseite her erreichbar sein könnte.

Gestern Abend konnten die Anwohner noch einmal zurück auf ihre Grundstücke, um persönliche Dinge zu holen. Unter Begleitung von Rettungskräften durften sie erstmals seit dem Unglück für eine halbe Stunde ihre einsturzgefährdeten Häuser wieder betreten. Gegen 21.30 Uhr kehrten die Anwohner mit Kisten und Säcken bepackt wieder auf sicheres Gelände zurück. Derzeit sind sie in der örtlichen Turnhalle und in Ferienwohnungen untergebracht. Momentan ist noch nicht geklärt, ob die 44 Menschen jemals wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Der Erdrutsch hatte in der Nacht zu Sonnabend in Nachterstedt zwei Häuser mehr als 100 Meter in die Tiefe gerissen und drei Menschen begraben. Die Erde brach auf Hunderte Meter weg und stürzte in den angrenzenden Concordia-See, der in den Neunziger Jahren durch die Flutung eines früheren Bergbaulochs dort enstanden war. Das Gebiet, das normalerweise von Touristen zur Erholung besucht wird, wurde zur Katastrophenregion erklärt.