Ein Pilotenfehler brachte den Hubschrauber von Zimmermann zum Absturz. Der 51-Jährige wurde nun zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Paderborn. Es sollte eine möglichst spektakuläre Ankunft vor der Diskothek „Kuhrausch“ werden und endete in der Katastrophe: Vor acht Monaten stürzte der Hubschrauber mit der ehemaligen DSDS-Sängerin Anna-Maria Zimmermann und zwei weiteren Fluggästen in Altenbeken bei Paderborn ab. Am Dienstag hat das Landgericht den 51 Jahre alten Piloten aus Verl wegen fahrlässiger Körperverletzung in drei Fällen zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten verurteilt.

Der 51-Jährige habe es am 24. Oktober 2010 versäumt, den vorgesehenen Landeplatz vor der Diskothek absperren zu lassen, sagte der Vorsitzende Richter Bernd Emminghaus. Als Menschen und Autos den Platz blockierten, habe er bei der Suche nach einem Ausweichplatz Flugfehler begangen. Er flog zwei enge Linkskurven - zu eng und zu langsam, wie später ein Expertengutachten feststellte.

Während die anderen drei relativ glimpflich davonkamen, wurde Zimmermann schwer verletzt. In ihrer knapp 15-minütigen Zeugenaussage schilderte Zimmermann die Folgen. Als sie aus dem künstlichen Koma erwachte, war ihr linker Arm gelähmt, aus ihrem achtfach gebrochenen Becken ragten vier Titanplatten. Ein acht Zentimeter langer Knochensplitter aus dem linken Arm war wie ein Pfeil in den Körper geschossen und verfehlte Herz und Aorta nur um Millimeter. Die Milz war gerissen, ein Teil der Lunge musste entfernt werden.

Auch vor Gericht trug die Sängerin den linken Arm in einer schwarzen Schlinge. In der linken Schulter seien Nerven durchtrennt, sagte die 22-Jährige. In einer weiteren, voraussichtlich zwölfstündigen Operation sollen ihr Nerven aus der rechten in die linke Schulter verpflanzt werden.

Trotz einer Entschuldigung des Angeklagten blieb Zimmermann unversöhnlich. „Er hatte sieben Monate Zeit mir nahe zu sein, mir zu helfen“, sagte sie nach dem Urteil. Diese Chance habe er nicht genutzt. Jeder Mensch mache Fehler, sie sei aber tief enttäuscht. „Da ist es für mich schwierig, ein einfaches „Entschuldigung“ anzunehmen.“ Allerdings habe am Abend vor dem Prozess die Versicherung des Helikopters eine Summe gezahlt, über die Stillscheigen vereinbart wurde.

Vor der Verhandlung habe sie schlecht geschlafen, sagte die 22-Jährige. Bis jetzt habe sie den Absturz weitgehend verdrängt, nun sei Vieles wieder hochgekommen. Sie sei aber froh über das Ende des Prozesses. „Ich will jetzt nach vorne schauen.“

„Am Schlimmsten ist die Ungewissheit“, sagte sie. Denn es sei unklar, ob sie den Arm je wieder halbwegs normal werde nutzen können. Sie habe Morphium gegen die Nervenschmerzen nehmen müssen. „Danach habe ich einen richtigen Entzug durchgemacht.“

Die beste Medizin für sie sei die Bühne, sagte Zimmermann. Am 10. Juni war die Sängerin erstmals nach ihrem Unfall mit Schlagerkollegen in ihrer ostwestfälischen Heimatstadt Rietberg aufgetreten. Sie sei auch schon wieder geflogen, allerdings nur mit großen Flugzeugen. „In so einen kleinen Viersitzer oder einen Hubschrauber bringt mich keiner mehr rein.“