Japans Regierung lässt die genauen Hintergründe der Atomkatastrophe in Fukushima untersuchen. Am Atomkurs hält das Land dennoch weiter fest.

Tokio. Japan will zu Inspektionen heruntergefahrene Atomkraftwerke zum Sommer wieder in Betrieb nehmen. Das teilte die Regierung knapp drei Monate nach dem schweren Atomunfall von Fukushima mit. Mit dem Hochfahren sollen Stromengpässe vermieden werden, wenn die Klimaanlagen wegen der jährlichen Sommerhitze auf Hochtouren laufen. Er wolle, dass die Meiler zum Juli wieder ans Netz gehen, sagte Industrieminister Banri Kaieda am Dienstag.

Er hoffe, dass die umliegenden Gemeinden dafür Verständnis zeigten. Viele Anwohner von Atomkraftwerken sind jedoch durch die Atomkatastrophe in der Anlage Fukushima Eins verunsichert. Die Gemeinden fordern von der Zentralregierung zunächst schärfere Sicherheitsauflagen. Japan hält bisher grundsätzlich an der Atomenergie fest, hat aber ältere, erdbebengefährdete Reaktoren zur Überprüfung zeitweise stillgelegt.

Unterdessen haben Beamte des Arbeitsministeriums die Atomruine in Fukushima aufgesucht, um herauszufinden, ob der Betreiber Tepco gegen Sicherheitsauflagen für die dortigen Reparaturtrupps verstoßen hat. Anlass ist der Fall von zwei Arbeitern, die einer Strahlenbelastung weit über den vorgeschriebenen Grenzwerten ausgesetzt worden sein sollen. Es besteht die Befürchtung, dass auch andere Männer im AKW unter ähnlichen Bedingungen arbeiten mussten.

Drei Monate nach dem Megabeben und dem Jahrhundert-Tsunami vom 11. März lässt Japan nun die genauen Ursachen für den Atomunfall von einem unabhängigen Expertengremium untersuchen. Dabei sollen auch die von Tepco ergriffenen Maßnahmen und die anfängliche Reaktion deRegierung in Tokio unter die Lupe genommen werden. Er sei bereit, sich den Fragen des zehnköpfigen Gremiums zu stellen, sagte Ministerpräsident Naoto Kan am Dienstag anlässlich des ersten Treffens des Gremiums, das überwiegend mit Wissenschaftlern besetzt ist. Kan wird von der Opposition, aber auch von Gegnern im eigenen Lager ein schlechtes Krisen-Management vorgeworfen.

Das neue Expertengremium plant, gegen Ende des Jahres einen Zwischenbericht vorzulegen. Ein abschließendes Urteil soll dann kommen, wenn die Krise bewältigt ist.

Unterdessen will Tokio angesichts der Atomkatastrophe die Wasserqualität an Badestränden auf radioaktive Strahlung untersuchen lassen. Lokale Verwaltungen in den Katastrophengebieten hatten bereits zuvor mit eigenen Analysen begonnen.