In der Region Fukushima sollen die Menschen intensiv medizinisch betreut werden. Betreiber Tepco schlägt immer mehr Misstrauen entgegen.

Tokio. Alle zwei Millionen Bewohner der japanischen Katastrophenprovinz Fukushima sollen langfristigen Gesundheitschecks unterzogen werden. Das entschied die Provinzregierung am Freitag. Damit wollen die Behörden den Menschen die wachsenden Sorgen vor der andauernden radioaktiven Verstrahlung nehmen. Derweil schlägt dem Betreiber der Atomruine immer mehr Misstrauen entgegen. Japans Regierung verdächtigt den Tepco-Konzern, Informationen zurückgehalten zu haben.

Zunächst will die Regierung der Provinz Fukushima Fragebögen an alle Bewohner schicken, um ihren Gesundheitszustand zu erfassen. Einzelheiten zu langfristigen medizinischen Untersuchungen müssen noch ausgearbeitet werden. Menschen, die in Gebieten mit relativ hoher Strahlung leben, sollen Ende Juni Blut- und Urintests machen. Am Freitag teilte die Provinzregierung zudem tragbare Dosimeter in allen Kindergärten und Schulen der Provinz aus. Aus dem zerstörten Atomkraftwerk tritt weiter radioaktive Strahlung aus.

Die Regierung verdächtigt den Betreiber Tepco, Informationen zurückgehalten zu haben. Der AKW-Betreiber gab zu, dass das Einpumpen von Meerwasser zur Kühlung des Reaktors 1 kurz nach Beginn der Katastrophe nicht wie zunächst behauptet für etwa eine Stunde unterbrochen worden war. Industrieminister Banri Kaieda kündigte an, untersuchen lassen zu wollen, warum Tepco der Atomaufsichtsbehörde falsche Informationen gegeben habe. Die Behörde wies den Betreiber an, den eingereichten Bericht zu korrigieren.

Betreiber Tepco unter Druck: Feuer in weiterer Atomanlage

Tepco hatte zunächst erklärt, einen Tag nach dem Megabeben und Tsunami vom 11. März Meerwasser in den Reaktor 1 geleitet zu haben. Dann habe man erfahren, dass das Büro des Premierministers Bedenken habe, woraufhin die Pumparbeiten angeblich für 55 Minuten unterbrochen wurden. Nach diesem Bericht kam es zum Streit mit der Regierung. Premier Naoto Kan wies später den Verdacht zurück, er habe das Einstellen der Pumparbeiten befohlen. Nun korrigierte Tepco seine Angaben: Der Chef des AKW, Masao Yoshida, habe vielmehr die Arbeiter angewiesen, in den kritischen Stunden nach dem Tsunami weiter Meerwasser einzupumpen.

Die Regierung hegt den Verdacht, dass dies nicht der einzige Fall von falschen Informationen durch Tepco war. „Es besteht die Möglichkeit, dass da noch mehr ist“, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Er forderte Tepco auf, der Regierung zügig und akkurat die Wahrheit zu berichten.

Derweil hat ein Team von Experten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA die Atomanlage in Fukushima besichtigt. Die Ergebnisse der Überprüfung sollen Ende Juni vorliegen.

Tepco pumpt noch immer Wasser in die Reaktoren. Der Tsunami hatte die Kühlsysteme zerstört, daraufhin kam es zur teilweisen Kernschmelze. Mit dem Wasser sollen die zum großen Teil geschmolzenen Brennstäbe gekühlt werden. Die riesigen Mengen an nun verstrahltem Wasser behindern die Reparaturarbeiten.