Betreiber Tepco erlaubt 20 Experten der Internationalen Atomenergiebehörde, den Unglücksreaktor in Fukushima zu untersuchen.

Tokio/Berlin. Die japanische Regierung will im Herbst erste Entschädigungen an die Opfer der Atomkatastrophe von Fukushima zahlen. Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag. Man werde Verantwortung übernehmen, gab die Regierung bekannt. Gleichzeitig kündigte der Sprecher Yukio Edano an, dass sein Land die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) den Atomunfall untersuchen lasse. Die Experten sollten vom 24. Mai bis zum 2. Juni Vertreter der Regierung und des Betreibers Tepco befragen sowie den Unglücksreaktor besuchen.

Die 20-köpfige Gruppe um den britischen Experten Mike Weightman werde sich mit den japanischen Behörden auch über die Lehren aus dem Atomunfall austauschen, teilte die IAEO in Wien mit. Die Delegation soll ihren Bericht bei einer internationalen Sonderkonferenz der IAEA zur nuklearen Sicherheit von 20. bis 24. Juni vorlegen.

Tepco gab bekannt, dass das Unternehmen bei seinem Plan bleibe, die havarierten Reaktoren bis Oktober beziehungsweise Januar stabilisiert zu haben. Allerdings werde es in bestimmten Punkten Änderungen geben. So sollte die Sicherheitshülle von Reaktor 1 ursprünglich geflutet und auf diese Weise gekühlt werden. Nachdem Löcher in dem Druckbehälter entdeckt wurden, soll nun ein Wasserkreislauf eingerichtet werden, erklärte Tepco am Dienstag.

Das Unternehmen gab zugleich eine größere Anzahl von Bildern aus der Atomruine frei. Die Fotos vom 6. Mai erlauben Einblicke in eine verlassene, von Trümmerteilen übersäte Kommandozentrale des Atomkraftwerks und zeigen Männer in Schutzanzügen bei der Arbeit. Am Sonntag hatte der Betreiberkonzern bekanntgegeben, dass in Reaktor 1 bereits im März, kurz nach dem Megabeben und dem anschließenden Tsunami, ein Großteil der Brennstäbe geschmolzen ist. Das radioaktiv strahlende Wasser in den Atomruinen behindert die Sicherungsarbeiten. Es wurde in die Meiler geleitet, um die überhitzten Reaktorkerne zu kühlen.

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Tankfloß soll radioaktiv verseuchtes Wasser aufnehmen

Japan lässt sich nicht beirren. Trotz der beunruhigenden Nachricht über fast komplett geschmolzene Brennstäbe in Fukushima hält Japan am Krisenplan für die Atomruine fest. Zwar könne man die Vorgehensweise leicht ändern, jedoch nicht den Ablauf, gab sich der Premier Naoto Kan am Montag vor einem Parlamentsausschuss zuversichtlich. Auch der Chef des Atombetreibers Tepco, Masataka Shimzu, verkündete vor dem Ausschuss, er bleibe beim Zeitplan vom 17. April. Dieser besagt, das AKW werde in sechs bis neun Monaten unter Kontrolle sein.

Am Dienstag will der Betreiber Tepco einen aktualisierten Krisenplan vorlegen. Darüber hinaus will er damit beginnen, radioaktives Wasser aus dem Turbinengebäude von Reaktor 3 abzupumpen. Das Wasser ist offenbar aus dem Reaktor ins Tiefgeschoss des Turbinengebäudes gesickert. Es werde in eine Entsorgungsanlage für Atommüll auf dem AKW-Gelände gebracht, berichteten japanische Nachrichtenagenturen.

Großteil der Brennstäbe geschmolzen

Tepco hatte am Sonntag bekanntgegeben, dass in Reaktor 1 bereits im März, kurz nach dem Erdbeben und Tsunami, ein Großteil der Brennstäbe geschmolzen ist. In Reaktor 2 wird bereits seit längerem verstrahltes Wasser aus dem Turbinengebäude geholt. Diese Arbeiten laufen weiter.

Unterdessen ist ein riesiges Tankfloß auf dem Weg nach Fukushima. Es kann bis zu 10 Millionen Liter radioaktiv verseuchten Wassers aufnehmen. Das Floß wurde in einer Werft in Yokohama extra für den Einsatz an der Atomruine umgebaut. Das stählerne Tankfloß trifft voraussichtlich in ein bis zwei Wochen in Fukushima ein. Es ist 136 Meter lang und 46 Meter breit. Bisher diente es im Hafen der Stadt Shimizu in der Provinz Shizuoka als schwimmende Insel für Angler.

Verstrahltes Wasser behindert die Sicherungsarbeiten

Das verstrahlte Wasser in den Atommeilern behindert die Sicherungsarbeiten. Es wird geschätzt, dass sich im Turbinengebäude des Meilers Nummer 3 etwa 22.000 Tonnen verseuchte Brühe angesammelt haben. In Meiler 2 seien bereits von anfangs rund 25.000 Tonnen etwa 5550 abtransportiert worden, hieß es unter Berufung auf den Betreiber Tepco. Insgesamt sollen 10.000 Tonnen in die Entsorgungsanlage gepumpt werden.

Die Atomanlage Fukushima wurde nach dem Megabeben vom 11. März und dem anschließenden Tsunami zerstört. Später wurde Wasser in die Meiler geleitet, um die überhitzten Reaktorkerne zu kühlen. Arbeiter installieren zurzeit auch zusätzlich Behelfstanks für schwach verstrahltes Wasser. Bis Ende des Monats sollen auf diese Weise zusätzlich Kapazitäten von 28.000 Tonnen entstehen.

(Mit Material von dpa)