Das mit 2400 Tonnen Schwefelsäure beladene Schiff kenterte in der Nähe des Loreley-Felsens. Die Suche nach den zwei Vermissten läuft noch.

St. Goarshausen. Nach dem schweren Schiffsunfall auf dem Rhein in Rheinland-Pfalz dauerten die Rettungsarbeiten bis zum Donnerstagnachmittag an. Von den beiden vermissten Besatzungsmitgliedern fehlte weiterhin jede Spur. Auch die Bergung des mit 2.400 Tonnen Schwefelsäure beladenen Tankers kann sich noch über Tage hinziehen. Derzeit seien spezielle Hebekräne aus Rotterdam und Duisburg zum Unglücksort in der Nähe des Loreley-Felsen unterwegs, hieß es im Lagezentrum. Die Schifffahrt zwischen Bingen und Bad Salzig soll bis auf Weiteres gesperrt bleiben. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte in St. Goarshausen: "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es nicht gelingt, das Schiff mittels der Kräne zu drehen." Möglicherweise könne die Schwefelsäure in kleinen Mengen abgepumpt werden, um einen großen Umweltschaden und das Auseinanderbrechen des Schiffes zu verhindern.

Das 110 Meter lange Tankschiff kenterte gegen 5.00 Uhr aus ungeklärter Ursache unweit St. Goarshausens. Von den vier Besatzungsmitgliedern an Bord wurden zunächst nur zwei gerettet, wie das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen mitteilte. Die beiden anderen werden noch vermisst. Mehr als hundert Feuerwehrleute und Wasserschutzpolizisten suchten nach dem zweiten Schiffsführer und einem Steuermann.

Ortungsgeräte im Einsatz

Teile des Steuerhauses, der Wohnung und der Laderäume liegen unter Wasser. Die Suche nach den beiden vermissten Besatzungsmitgliedern kann nur bei Tageslicht fortgesetzt werden: Sechs Taucher rückten in den Wohnbereich des Schiffes vor. Nach den Aussagen der beiden geretteten Männer befand sich ein Crewmitglied während des Unglücks am Steuerstand. Dieser wurde laut Schifffahrtsamt jedoch komplett abgerissen.

Das Technische Hilfswerk (THW) war mit einem Sonargerät und einem Bio-Ortungsgerät an dem auf der Seite liegenden Tanker im Einsatz. Nach Informationen aus dem Lagezentrum sollten damit mögliche Klopfzeichen der Vermissten und abgetriebene Schiffsteile geortet werden. Unterstützt wurden die Rettungskräfte durch einen hessischen und einen rheinland-pfälzischen Polizeihubschrauber mit Wärmebildkameras. Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur dapd, die zwei aus dem Wasser gezogenen Geretteten seien ins Krankenhaus gebracht worden. Es gehe ihnen verhältnismäßig gut.

Am späteren Vormittag konnte das auf der Seite liegende Schiff von den Rettungskräften befestigt werden. Die Feuerwehr hat laut Behörden erste Messungen im Rhein vorgenommen. "Da gibt es keine auffälligen Werte", sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Säure sei nicht ausgetreten. Es handele sich um ein "sehr gutes Zwei-Hüllen-Schiff", ergänzte ein Polizeisprecher. Beck verwies bei einer anstehenden Bergung auf die Gefahr, dass die Säure mit Wasser chemisch reagiert. Es entstünden dann sehr hohe Temperaturen, durch die die Tanks des Schiffes zerfressen werden können.

Schiff verschwand plötzlich vom Radar

Der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Bingen, Martin Mauermann, sagte: "Der Fall ist abstrus." Das Radarbild habe keinen Zusammenstoß oder ein Auflaufen auf das Ufer gezeigt. "Plötzlich war das Schiff einfach vom Radarschirm verschwunden", fügte er hinzu. Das könne bedeuten, dass das unter deutscher Flagge fahrende Schiff sich einmal komplett unter Wasser gedreht haben muss und deshalb kein Signal mehr gab. Zur Ursache des Unglücks könne er deshalb noch keine konkreten Angaben machen.

Das Schiff wurde bei dem Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen mit der Säure beladen und war auf dem Weg zum Standort des Unternehmens nach Antwerpen. Laut BASF unterstützen Experten der Betriebsfeuerwehr den Einsatz am Loreleyfelsen. (dapd)