Die Ex-Freundin von Jörg Kachelmann beschuldigt den Wettermoderator, sie nach einem Streit mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben.

Mannheim. Der Vergewaltigungsprozess gegen Jörg Kachelmann tritt ein in die alles entscheidende Phase: Das mutmaßliche Opfer, Kachelmanns Ex-Freundin, wird vernommen. Die 37-Jährige beschuldigt den Fernsehmoderator, er habe sie mit einem Messer bedroht und vergewaltigt. Er bestreitet das. Für den Ausgang des Prozesses wird es darauf ankommen, wem das Gericht glaubt. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wurde für die Vernehmung die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

„Sie wird im Moment zur Person vernommen und schildert ihren Werdegang bis zur beruflichen Tätigkeit, die sie jetzt ausübt“, sagte Kachelmanns Verteidiger Klaus Schroth in einer Sitzungspause. Die Vernehmung sei „sehr ausführlich“. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, er könne sich vorstellen, „dass diese Vernehmung mehrere Tage in Anspruch nehmen wird“.

Zuvor hatte das Gericht in einem prozessrechtlichen Streit mit der Verteidigung nachgegeben: Der Vorsitzende Richter belehrte die ehemalige Geliebte nun doch über ihr Aussageverweigerungsrecht nach Paragraf 55 der Strafprozessordnung. Demnach müssen Zeugen keine Angaben machen, wenn sie ansonsten Gefahr liefen, sich selbst zu belasten. Die Verteidigung hält es für möglich, dass die Frau sich wegen falscher Verdächtigung Kachelmanns strafbar gemacht hat.

Vergangene Woche noch hatte die Strafkammer eine Belehrung der Zeugin abgelehnt. Daraufhin hatte Kachelmanns Anwalt Reinhard Birkenstock einen Befangenheitsantrag gegen die drei Richter gestellt . An diesem Antrag hält die Verteidigung jedoch fest: „Der Umstand, dass das Gericht unter dem Druck des Befangenheitsverfahrens das jetzt tut, was es schon am vergangenen Mittwoch hätte tun müssen, gibt keinen Grund, die Einschätzung zu ändern“, sagte Birkenstock. Über den Antrag muss spätestens bis zum nächsten Verhandlungstag am Mittwoch entschieden werden. Sollte er Erfolg haben, müsste unter Umständen der Prozess mit neuer Besetzung von vorne beginnen.

Die Verteidigung beantragte überdies, vier weitere Sachverständige mit der Erstellung von Gutachten zu beauftragen. Unter anderem soll ein weiterer Gerichtsmediziner darlegen, dass die Spuren in der Wohnung der Ex-Geliebten Indizien für „einvernehmlichen variantenreichen Geschlechtskontakt“ seien, sagte Birkenstock zur Begründung des Antrags.