Vier Tage nach der Katastrophe im Westen Ungarns wird das Ausmaß des Unglücks deutlich. Ein ganzes Dorf ist wegen des Giftes unbewohnbar.

Budapest. Das Unternehmen hinter der Giftschlammkatastrophe in Ungarn will nach eigenen Angaben alle seine „Energie“ dafür einsetzen, die Auswirkungen der am Montag ausgetrenen Giftwelle zu mindern. Im Kampf gegen die Katastrophe habe es den Behörden umgerechnet bereits 110 000 Euro zur Verfügung gestellt, teilte der ungarische Aluminiumhersteller MAL am Freitag auf seiner Internetseite mit.

Erneut versicherte das Unternehmen, völlig schuldlos an der Katastrophe zu sein. Nach Angaben des Bürgermeisters von einem der am schwersten betroffenen Dörfer sollen von dem Betrag die ersten Hilfen an die Einwohner in Höhe von je 360 Euro gezahlt werden. Erneut versicherte das Unternehmen, keine Schuld an der Katastrophe zu haben.

Am Montag waren aus einem Auffangbecken in der Aluminiumfabrik Ajka, 165 Kilometer westlich von Budapest, etwa 1,1 Millionen Kubikmeter hochgiftiger roter Schlamm ausgelaufen. Vier Menschen starben, darunter ein Kleinkind, mehr als 120 weitere wurden verletzt und drei Menschen wurden noch immer vermisst. Am Freitag erlag ein weiteres Opfer im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Der Schlamm breitete sich über eine Fläche von 40 Quadratkilometer aus, mehrere Dörfer wurden dabei verseucht. Ministerpräsident Viktor Orban sagte bei einem Besuch in dem betroffenen Dorf Kolontar, der Ort werde vermutlich nicht wiederaufgebaut, die Einwohner müssten sich auf einen Umzug einstellen.

Die EU-Kommission rechnet schon in Kürze mit Hilfsangeboten anderer europäischer Staaten zur Bekämpfung des schweren Chemieunfalls. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte am Freitag, das Hilfeersuchen aus Budapest vom Donnerstagabend sei von der Zivilschutzbehörde der EU unverzüglich an die Mitgliedstaaten weitergeleitet worden. Die Behörde erwarte „rasch“ Angebote.

Ungarn hat zunächst um drei bis fünf Experten für die Beseitigung von Giftschlamm, die Reinigung von Gelände sowie die Verhinderung von Umweltschäden gebeten. „In dieser Stunde der Not fordere ich alle EU-Mitgliedstaaten auf, großzügig auf die Bitte Ungarns zu reagieren“, heißt es in einer Erklärung der für humanitäre Hilfe zuständigen EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa.

Die Lage an der Donau hat sich hingegen wieder entspannt. Der nach einem Unfall in einem ungarischen Aluminiumwerk ausgetretene Giftschlamm hat diese nach Einschätzung des Katastrophenschutzes bislang nicht ernsthaft verschmutzt. Die PH-Werte des Donauwassers seien auf ein „normales Niveau“ zurückgegangen. Der PH-Wert sei von neun am Donnerstag auf etwa acht zurückgegangen. Einsatzkräfte hatten nach dem Unglück am Montag mit Hochdruck daran gearbeitet, den Alkali-Gehalt des Wassers zu senken.