Laut WWF beschleunigten die starken Regenfälle in Ungarn den Transport des Schlamms in die Flüsse. Reinigung der Dörfer mit Spezialgeräten.

Budapest. Nach dem schweren Chemie-Unglück in Ungarn sind am Mittwoch die Aufräumarbeiten fortgesetzt worden. Mit Hochdruckreinigern und anderem Spezialgerät werde versucht, Straßen, Plätze und Häuser von dem giftigen roten Schlamm zu reinigen, teilte eine Sprecherin der Katastrophenschutzbehörde in Budapest mit. Etwa 500 Helfer seien im Einsatz. Bei dem Unfall in einer Aluminiumfabrik im Westen Ungarns war am Montag giftiger roter Schlamm ausgelaufen, der sich über die umliegenden Dörfer ergoss.

Kritik an Politik nach nach Chemieunfall

Nach dem schweren Giftschlamm-Unfall in Ungarn ist Kritik an der Politik laut geworden. „Die Geschehnisse sind die Folge der jahrzehntelangen Verantwortung - und natürlichVerantwortungslosigkeit - der politischen Kaste“, schrieb die Budapester Zeitung „Nepszabadsag“ in einem Kommentar am Mittwoch. Im westungarischen Ort Kolontar waren vier Menschen getötet und 113 weitere verletzt worden, nachdem ein Speicher der Aluminiumhütte MAL AG geborsten und ätzender Bauxitschlamm ausgeflossen waren.

Die Umweltorganisation WWF befürchtet verheerende Langzeitschäden durch den Industrieschlamm. „Diese Umweltkatastrophe ist beispiellos in der ungarischen Geschichte und kann die Ökosysteme, Flusslandschaften, Grund und Boden und die Trinkwasservorräte Ungarns massiv gefährden“, sagte der ungarische WWF-Direktor Gabor Figeczky in einer Mitteilung. Die starken Regenfälle in Ungarn beschleunigten den Transport des Schlamms in die Flüsse, befürchtet der WWF.

Kommentatoren kritisierten unter anderen, dass die Abfälle der in den 90er-Jahren privatisierten ungarischen Aluminiumindustrie nahezu bedenkenlos unter freiem Himmel gelagert werden könnten. Die Politik habe es versäumt, strengere Vorschriften zu erlassen und - wie etwa in der Schweiz, Österreich oder Großbritannien - eine Deponiesteuer einzuführen.

Bei der Umweltkatastrophe überschwemmte die rote Schlammlawine Häuser, Gärten und Autos in Kolontar und benachbarten Ortschaften . Das Ausfließen des Industrieschlamms konnte erst am Dienstag unter Kontrolle gebracht werden. Der rote Schlamm ist ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Tonerde, aus der wiederum Aluminium gewonnen wird.