Offenbar gingen die Täter sehr brutal vor. Ein Wachmann sei seit dem Überfall traumatisiert. Ein Praktikant rettete den Großteil der Beute.

Berlin. Im Prozess gegen die Berliner Pokerräuber haben mehrere Zeugen die Täter schwer belastet. Ein früherer Wachmann beschuldigte vor der Jugendstrafkammer des Berliner Landgerichts am Montag zwei der vier Angeklagten, auf ihn eingetreten zu haben, als er bereits am Boden gelegen habe. Seit dem Überfall leide er unter Schlafstörungen und psychischen Problemen und könne seinen Beruf nicht mehr ausüben, betonte der 30-Jährige. Bislang hat nur einer der Angeklagten eingeräumt, einen Wachmann „geschubst“ zu haben.

Ein zweiter Sicherheitsbeamte gab an, im Gerangel mit den Räubern sei er mit einer Machete leicht verletzt worden. „Ich hatte nichts, womit ich mich verteidigen konnte“, sagte der 36-Jährige, der am Tag des Pokerturniers wie seine Kollegen unbewaffnet war. Zum Umstand, dass der Tresor zum Zeitpunkt des Überfalls offen stand, sagte er: „Das war der perfekte Moment.“ Ein bewaffneter Kollege, der den Tresor hätte bewachen sollen, sei wegen eines Verkehrsunfalls nicht dagewesen. „Ich stand auf weiter Flur allein“, sagte der Wachmann.

Das Pokerturnier hatte im März in einem Berliner Nobelhotel stattgefunden. Ein 19-Jähriger, der dort als Praktikant arbeitete, sagte ebenfalls als Zeuge aus. „Ich hab mich da blauäugig eingemischt“, erklärte der Auszubildende. Im Handgemenge hatte er jene Laptoptasche sichergestellt, in der die Angeklagten einen Großteil der Beute verstaut hatten. Vor Gericht sagte der 19-Jährige, die Angeklagten seien „mit Händen und Füßen“ auf das Wachpersonal losgegangen. Er selbst habe an der Schulter „etwas abbekommen“.

Ein EDV-Spezialist, der während des Pokerturniers am Registrierungsschalter saß, belastete einen der Angeklagten schwer. „Plötzlich hat jemand vor mir gestanden und hat mir eine Waffe vors Gesicht gehalten“, sagte der 41-Jährige. Er sei in Panik geraten, da er einen Schusswechsel mit dem Wachpersonal befürchtet habe. Er habe sich aber in Sicherheit bringen können und keine Verletzungen erlitten.

Die vier Pokerräuber im Alter von 19 bis 21 Jahren hatten im März Deutschlands größtes Pokerturnier gestürmt und knapp 242.000 Euro erbeutet. Alle Räuber haben ihre Tatbeteiligung bereits gestanden. Bislang hat gleichwohl nur einer der Angeklagten eingeräumt, einen Wachmann „geschubst“ zu haben. Auch zum Verbleib der Beute, von der bis heute nur 4.000 Euro wieder aufgetaucht sind, schweigen die jungen Männer. Zwei mutmaßliche Drahtzieher sitzen in Untersuchungshaft und warten auf ihren Prozess.