Vor drei Wochen wurde ihre Leiche entdeckt. Jetzt hat die Polizei Kardelens Mörder gefunden. Nachbar Ali K. soll das acht Jahre alte Mädchen entführt, vergewaltigt und getötet haben. Der 29-Jährige, verheiratet, keine Kinder, türkischstämmig wie sein Opfer, ist vermutlich in sein Heimatland geflüchtet. Die Bilder zu den Fällen Kardelen, Jenisa und Michelle. Bilder von Kardelen.

Paderborn. Vor drei Wochen wurde ihre Leiche entdeckt. Jetzt hat die Polizei Kardelens Mörder gefunden. Nachbar Ali K. soll das acht Jahre alte Mädchen entführt, vergewaltigt und getötet haben. Der 29-Jährige, verheiratet, keine Kinder, türkischstämmig wie sein Opfer, ist vermutlich in sein Heimatland geflüchtet.

Eine Visitenkarte überführte ihn. Staatsanwalt Ralf Vetter: "Am Fundort der Leiche wurde die Visitenkarte eines türkischen Juweliers gefunden." Bei den Ermittlungen kam heraus, dass Ali K. eine solche Karte besessen habe. Eine daraufhin angeordnete Hausdurchsuchung brachte die Gewissheit. "Wir konnten DNA-Spuren sicherstellen, wie sie auch an Kardelens Leiche entdeckt wurden", sagte Jürgen Heinz, der Leiter der Mordkommission. "Für uns ist der Fall damit aufgeklärt."

Ali K. war 2001 nach Deutschland gekommen und vor einem halben Jahr von Herne im Ruhrgebiet nach Paderborn gezogen. Er wohnte mit seiner Frau (26), die er 2002 geheiratet hatte, im Nachbarhaus - knapp 30 Meter entfernt von Kardelens Familie. Dort war das kleine Mädchen am 12. Januar zuletzt gesehen worden, als es an der Wohnungstür einer dort wohnenden Freundin klingelte. Was an jenem Montag genau geschah, hat die 60-köpfige Sonderkommission trotz 1000 Hinweisen aus der Bevölkerung noch nicht herausgefunden.

Unklar ist, warum und wie Kardelen, als sie ihre Freundin nicht antraf, in die Hände ihres Mörders fiel. Ob die Achtjährige in der Wohnung des Täters oder am Möhnesee, 60 Kilometer von Paderborn entfernt, missbraucht und erstickt wurde, sei ebenfalls ungeklärt. Rätselhaft ist auch, wie der bislang nicht straffällig gewordene Ali K. das Mädchen zum Möhnesee gebracht haben könnte. Weder er noch seine Frau besitzen ein Auto oder einen Führerschein. Kripochef Heinz: "Vieles von dem wird uns wohl nur der Täter selbst sagen können."

Doch der ist auf der Flucht. Nachbarn berichteten, dass er und seine Frau am Morgen nach dem Verschwinden des Mädchens die Wohnung mit einem Koffertrolley verlassen hätten. Angeblich wollte er seinen kranken Vater in Aydin, seiner türkischen Heimatstadt, besuchen. Die Polizei jagt ihn jetzt mit einem internationalen Haftbefehl. Dass sich Opfer und Täter gekannt haben, gilt als eher unwahrscheinlich. "Die Familie des toten Mädchens konnte mit dem Namen und Foto des Mannes nicht viel anfangen", sagte Heinz.

Am Tag nach Ali K.s Flucht wurde Kardelens Kleidung verstreut am Straßenrand am Möhnesee entdeckt, einen Tag später fand ein speziell ausgebildeter Spürhund der Polizei ihre Leiche.
Polizei sucht diesen Mann


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Der Fall wies Parallelen mit den Mädchenmorden an Michelle aus Leipzig und Jenisa aus Hannover auf. Alle Mädchen waren acht Jahre alt, Michelle und Kardelen wurden missbraucht und zudem an einem Gewässer gefunden. Jenisa verschwand im September 2007, Michelles Leiche wurde im August 2008 entdeckt. Ein DNA-Test gestern Abnend ergab: Ali K. hat mit den anderen Morden nichts zu tun.