Tausende Paderborner haben mit einem Trauerzug durch die Stadt ihr Mitgefühl für die Familie der grausam getöteten Kardelen zum Ausdruck gebracht. Die Polizei sprach von 4000 Trauernden, die den etwa fünf Kilometer langen Zug durch die Innenstadt bildeten.

Paderborn. Auf der Rathaustreppe hatten viele Bürger zuvor Blumen - meist weiße Rosen - niedergelegt und Kerzen aufgestellt vor einem Bild der Achtjährigen. Ein Imam betete. Unter den Teilnehmern waren viele Menschen, deren Wurzeln - wie die Kardelens - in der Türkei liegen. Einige trugen ein Foto des Mädchens am Revers. Bevor sich der Trauerzug gegen 18.00 Uhr in Bewegung setzte, richtete Paderborns Bürgermeister Heinz Paus einige Worte an die Menschen: "Wir sind in dieser Stunde mit unseren Gedanken bei Kardelens Eltern und ihren Familienangehörigen."

Knapp eine Stunde vor der Gedenkveranstaltung, die laut Polizei eine Paderborner Studentin angeregt hatte, füllte sich der Rathausmarkt mit Menschen. Über die private Initiative der jungen Frau und die überwältigende Beteiligung der Paderborner sagte ein Polizeisprecher: "Sie hat den Nerv der Menschen getroffen."

Von allen Seiten waren die Trauernden herbeigeströmt. Bei eisigen Temperaturen standen sie vor dem historischen Rathaus, schwiegen oder unterhielten sich leise miteinander. Unter den Trauernden waren viele Familien mit kleinen Kindern. Einige hatten Grablichter in der Hand, einige auch Plakate mit Aufschriften wie "Du bist in unserem Herzen".

Bürgermeister Paus beschrieb die schwarzhaarige Kardelen, die Opfer eines Sexualverbrechens wurde, als ein aufgewecktes Mädchen, das in der Paderborner Südstadt zu Hause war. "Das Schicksal des kleinen Mädchens erschüttert uns tief und macht uns betroffen", sagte er.

Unter die vielen Beileidsbekundungen mischten sich im Zorn über die Gräueltat auch Forderungen nach einer harten Bestrafung des Täters: "Todesstrafe für Kinderschänder" etwa steht auf einem Plakat. Eine junge türkischstämmige Frau beschreibt, was sie gefühlt hat, als der Gewalttod Kardelens am Freitag traurige Gewissheit wurde: "In dem Augenblick hab' ich Wut und Hass gefühlt. Ich könnte den Mann umbringen, der das getan hat."