Mit einem Schweigemarsch haben mehr als 85.000 Mexikaner gegen die Gewalt der Drogenkartelle und das Vorgehen der Armee protestiert.

Mexiko-Stadt. Mit einer Großkundgebung ist am Sonntag im Zentrum der mexikanischen Hauptstadt ein großer Schweigemarsch gegen die Gewalt im Land zu Ende gegangen. Gemeinsam mit dem Dichter Javier Sicilia sprachen sich rund 100.000 Menschen für einen "Bürgerpakt gegen die Gewalt“ in der vom Drogenkrieg besonders betroffenen Grenzstadt Ciudad Juárez im Norden des Landes aus. Sicilia forderte in seiner Ansprache auf dem zentralen Platz Zócalo in Mexiko-Stadt zudem den Rücktritt von Sicherheitsminister Genaro García Luna.

Der Marsch hatte auf Initiative Sicilias, dessen Sohn im März getötet worden war, in der Stadt Cuernavaca rund 80 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt begonnen. In zahlreichen weiteren Städten Mexikos und in aller Welt gab es Solidaritätsmärsche.

Die Demonstranten trugen tausende weiße Ballons, auf denen die Namen der Opfer geschrieben waren. Als sie am Nachmittag auf dem Zócalo eintrafen, waren allein die Glocken der Kathedrale zu hören. „Wir wollen jedem der 40.000 Opfer, welche die mörderische Strategie (der Armee) hinterlassen hat, Gesicht, Namen und Datum geben“, hatte Sicilia vor Beginn der Kundgebung erklärt.

Scharf kritisierte Sicilia auch die politische Klasse Mexikos. Er warf ihr Korruption und Verwicklung in die Drogenkriminalität vor: „Wir wollen hier klarmachen, dass wir keine Wahl mehr akzeptieren werden, wenn nicht zuvor die politischen Parteien ihre Reihen von denen säubern, die unter der Maske der Legalität in die Verbrechen verwickelt sind und den Staat gefesselt haben.“

Bereits zu Beginn des Marsches hatte Sicilia Präsident Felipe Calderón aufgefordert zu begreifen, dass die Kriminellen nicht nur außerhalb der Gesellschaft stünden, sondern längst auch in die Institutionen eingedrungen seien. In der Amtszeit Calderóns seit Dezember 2006 sind im mexikanischen Drogenkrieg annähernd 40.000 Menschen umgekommen. (dpa)