Laut dem Ölkonzern BP hatten sich Kristalle aus Öl und Wasser an der Innenseite der Kuppel gebildet, die ein Absaugen des Öls verhindern würden.

New Orleans/Washington. Der Versuch, die Ölpest im Golf von Mexiko mit einer riesigen Stahlkuppe über dem Leck zu bekämpfen, sind auf ernste Schwierigkeiten gestoßen. Die Operation in 1500 Meter Tiefe sei zunächst für zwei Tage unterbrochen worden, sagte der verantwortliche BP-Manager Doug Suttles am Samstag. Es hätten sich Kristalle aus Öl und Wasser an der Innenseite der Kuppel gebildet, die ein Absaugen des Öls verhindern würden. „Ich würde aber in diesem Augenblick noch nicht von einem Scheitern sprechen", sagte Suttles.

Experten war es zuvor es gelungen, die riesige Stahlkuppel über dem Leck auf dem Meeresgrund zu platzieren. Diese 100 Tonnen schwere Kuppel soll das ausströmende Öl auffangen, das dann auf ein Schiff gepumpt werden soll. Allerdings muss die Kuppel zunächst auf dem Meeresgrund fest verankert werden, berichtete der TV-Sender CNN am Sonnabend. Erst zu Beginn nächster Woche könne damit begonnen werden, das Öl abzusaugen.

Die Aufgabe sei „sehr komplex“, hatte BP-Manager Doug Suttles im Vorfeld gesagt. Es sei, als lasse man ein Gebäude aus Metall auf den Meeresgrund hinab. Wäre alles glattgegangen, wollten Experten die Kuppel am Wochenende mit einem Bohrschiff verbinden. Bis zu 85 Prozent des Ölflusses könnten laut Experten mit Hilfe der Vorrichtung gestoppt werden. Gelingt dies, will BP eine weitere, kleinere Kuppel über ein zweites Leck in der Tiefseeleitung stülpen. Ein kleiner Riss war bereits von einem Unterwasser-Roboter geschlossen worden.

Unterdessen hat das ausgetretene Öl erstmals die amerikanische Küste erreicht. „Wir haben Teams, die uns Öl an den Stränden an der südlichen Spitze der Freemason Island innerhalb der Chandeleur Inselgruppe bestätigen“, sagte Connie Terrell von der US-Küstenwache. Es sei das erste Mal, dass die Behörde die Existenz von Öl an Land bestätige. Bei der unbewohnten Inselgruppe handelt es sich um ein Naturschutzgebiet nahe New Orleans.

Der britische Ölkonzern, der die gesunkene Bohrinsel gechartert hatte, geht mittlerweile von weltweiten Konsequenzen des Unglücks für Tiefseebohrungen aus. „Ohne Zweifel wird dieses Ereignis die Off-Shore-Industrie auf der ganzen Welt verändern“, sagte der für das Geschäft in Asien sowie Nord- und Südamerika zuständige BP-Vizepräsident Robert Dudley in Boston. BP werde die Folgen neuer Bohrungen im Meer genau prüfen.

Für die Beseitigung der Folgen der wohl schwersten Umweltkatastrophe in der US-Geschichte kommen auf BP Kosten in Milliardenhöhe zu. Die Schäden, die der mittlerweile auf eine Fläche von 210 mal 110 Kilometer angewachsene Ölteppichs angerichtet hat, werden auf 14 Milliarden Dollar geschätzt.

Seit der Explosion und dem Untergang der Bohrinsel Ende April rund 64 Kilometer vor der Küste des US-Bundesstaats Louisiana sind täglich etwa 800.000 Liter Öl in den Golf von Mexiko geströmt. Der Konzern hat angekündigt, für berechtigte Ansprüche aufzukommen. US-Regierung und Abgeordnete kündigten Änderungen an einem Gesetz an, das Schadenersatzansprüche für die Umsatzausfälle von Fischern, Tourismusanbietern und anderen Unternehmen gegen BP auf 75 Millionen Dollar beschränkt. Wegen des Unglücks ist der Aktienkurs von BP abgestürzt, was den Börsenwert des Konzerns in den vergangenen zwei Wochen um mehr als 32 Milliarden Dollar verringerte.

Auf See und an Land waren weiterhin Tausende Helfer mit der Verlegung von Ölsperren beschäftigt. Eine weiterhin eher ruhige See half den Einsatzkräften hielt die Hoffnung aufrecht, die drohende Umweltkatastrophe an der Südküste doch noch zu verhindern. Die Ölpest bedroht die Tier- und Pflanzenwelt der US-Golfküste und könnte neben Louisiana auch Mississippi, Alabama und Florida treffen.