Vom Zweitligaklub zum Spitzenverein - wie das Hockeytalent Mia Sehlmann den Wechsel zum UHC verkraftet hat.

Hamburg. In diesem Sommer hat Mia Sehlmann am Heisenberg-Gymnasium in Heimfeld ihr Abitur gemacht. Seitdem ist die 20-Jährige auf der Suche nach dem optimalen ersten Schritt ins Berufsleben. Tierärztin zu werden, das kann sie sich ebenso vorstellen wie ein Studium der Grundschulpädagogik. "Ich mache ein halbes Jahr Praktika, um herauszufinden, was ich machen möchte", sagt sie.

Was für ein Glück für das deutsche Hockey, dass Mia Sehlmann die Zielstrebigkeit, die ihr in der Berufswahl noch abzugehen scheint, für ihre sportliche Karriere einsetzt. In diesem Sommer hat die Abwehrspielerin nicht nur die Schule beendet, sondern auch den Sprung auf die große Bühne Bundesliga gewagt. Dass sie dabei mit dem Wechsel vom Zweitligisten Großflottbeker THGC zum deutschen Vizemeister Uhlenhorster HC gleich den Schritt zu einem Topklub geschafft hat, hat in der Szene niemanden überrascht. Es war einfach nur eine Frage der Zeit, wann die Hochtalentierte diesen Weg einschlagen würde.

EIN REMIS MIT SIEGER UND VERLIERER

Der Zeitpunkt für den Wechsel war gekommen, als der GTHGC im Frühjahr wieder knapp den Aufstieg in die Eliteklasse verpasste. Danach erhielt Sehlmann diverse Anrufe, darunter einen von Bundestrainer Michael Behrmann, der ihr auch im Hinblick auf ihren Traum, 2012 in London an den Olympischen Spielen teilzunehmen, zum Klubwechsel riet. Der Abschied fiel dennoch schwer. Die 1,72 Meter große Athletin war 2005 von ihrem Heimatverein TG Heimfeld nach Flottbek gewechselt und hatte sich dort zur uneingeschränkten Führungsspielerin entwickelt. Sie war die Seele des Spiels, doch ihre Teamkameradinnen, denen sie bei einem Essen im Haus ihrer Eltern in Marmstorf ihre Wechselpläne beichtete, reagierten sehr verständnisvoll.

Nun trägt Sehlmann seit ein paar Wochen das Trikot der UHC-Damen, mit denen sie an diesem Wochenende gegen den Mannheimer HC (Sa., 15 Uhr) und den Münchner SC (So., 14 Uhr, jeweils Wesselblek) die ersten Heimspiele der Feldsaison 2010/11 absolviert. Auch mit Jens George, Trainer des Ligarivalen Club an der Alster, hatte sie ein langes Gespräch geführt, "letztlich war der UHC aber immer meine Nummer eins, weil ich glaube, dass ich in das Team von der Spielanlage her am besten hineinpasse", sagt sie. In Flottbek hatte sie sich des Öfteren eine erfahrene Spielerin gewünscht, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Diese hat sie mit Nationalspielerin Janne Müller-Wieland, mit der sie die Innenverteidigung bildet, nun gefunden.

Dennoch hat Mia Sehlmann den Anspruch, mittelfristig auch beim UHC eine Führungsrolle zu übernehmen. Ihr sei zugute gekommen, dass das Team mit Kais Al Saadi einen neuen Trainer bekommen hat. "Dadurch musste ich mich nicht in ein bestehendes System einordnen, sondern konnte mit allen anderen praktisch von Null starten", sagt sie. Dass Al Saadi große Stücke auf die U-21-Nationalspielerin hält, ist kein Geheimnis. "Bei Mia ist schon jetzt nicht mehr zu erkennen, dass sie neu ist. Sie ist sportlich bereits unverzichtbar", sagt er. Diesen Stellenwert will die angehende Studentin auch in der Hallensaison zementieren. Dort wird es zum Aufeinandertreffen mit den alten Flottbeker Gefährtinnen kommen. An diese beiden Spiele denkt Mia Sehlmann schon jetzt mit Herzklopfen. "Das wird eine komische Situation für mich", gibt sie zu, "ich muss versuchen, das Menschliche auszublenden und es rein sportlich zu sehen." Sich auf das Sportliche zu konzentrieren - damit ist sie bislang ja gut gefahren.