Unterschiedliche Reaktionen beim 2:2 zwischen HTHC und Alster. UHC-Damen übernehmen durch Sieg bei Klipper die Tabellenspitze.

Hamburg. Rike Sager ist die Spielführerin der Hockeydamen des Harvestehuder THC. Lea Loitsch ist die Abwehrchefin des Bundesligarivalen Club an der Alster. Am Sonntagnachmittag hätte man allerdings nicht gemerkt, wenn die beiden nach Abpfiff des Stadtderbys am Voßberg heimlich das Team getauscht hätten, denn die Statements, die die beiden Führungsspielerinnen nach dem 2:2 abgaben, waren nahezu deckungsgleich. "Uns fehlt vorn die Durchschlagskraft", sagte Sager. "Uns fehlt die letzte Entschlossenheit, das Tor unbedingt erzwingen zu wollen", sagte Loitsch. So klingt es wohl, wenn ein Spiel keinen Sieger verdient hat.

Dass die Gefühlswelten in beiden Lagern dennoch stark differierten, lag an den unterschiedlichen Ansprüchen, mit denen die Teams in die Saison gestartet waren. Sager konnte deshalb nicht nur wegen ihrer beiden Tore zufrieden sein, mit denen sie die zweimalige Alster-Führung durch Lisa Parada (5.) und Mareike Küfer (60.) ausgeglichen hatte (16., Ecke/67.). Der Saisonstart ist dem mit dem Ziel Klassenerhalt angetretenen Team des neuen Trainers Stephan Platz mit zwei Remis gegen höher eingeschätzte Teams - zum Saisonstart hatte es in Düsseldorf 0:0 gespielt - recht ordentlich gelungen.

ZWISCHEN HOCKEYPLATZ UND RADIOLOGIE

"Es war ein leistungsgerechtes Unentschieden. Schade ist, dass wir unsere Standards nicht konsequenter nutzen", sagte Platz, der beim Dirigieren seiner Damen mehr Arbeit verrichtete als einige Spielerinnen auf dem rutschigen Kunstrasen. Der 30-Jährige sagte die Eckenvarianten an, er wies seinen Damen ihre Positionen zu, er wechselte dabei immer wieder vom Deutschen ins Englische, um auch der britischen Mittelfeldspielerin Joanne Holdaway die Taktik nahezubringen, und er blieb vor allem stets beherrscht und souverän, was der neu formierten Mannschaft sichtlich weiterhalf.

Beim Club an der Alster herrschte dagegen Frust vor. Nach der 1:2-Pleite zum Saisonauftakt in Lichterfelde steht nur ein Zähler auf der Habenseite. "Wir müssen uns in dieser Woche mal ernsthaft fragen, ob wirklich jede von uns alles für den Erfolg tut", schimpfte Loitsch. Tatsächlich genügten neben ihr nur die Nationalspielerinnen Katharina Scholz und Tina Schütze höheren Ansprüchen, der Rest des Teams verließ sich zu sehr auf die vermeintliche technische Überlegenheit und vergaß dabei, den Kampf anzunehmen, den der HTHC bot. "Anspruch und Wirklichkeit klaffen leider zu sehr auseinander bei uns", sagte Jens George, "gegen kampfstarke Teams, die hinten drinstehen, tun wir uns immer schwer." Dass dennoch angesichts mehrerer klarster Torchancen ein Sieg möglich gewesen wäre, wollte den Trainer nicht versöhnlich stimmen. "Solche Spiele müssen wir gewinnen, wenn wir oben rankommen wollen", sagte er.

Georges Probleme hat Kais Al Saadi nicht, denn seine Auswahl steht bereits dort, wo die Konkurrenz sie auch zum Saisonende erwartet: ganz oben. Mit einem 2:1-Sieg am Sonnabend beim Lokalrivalen Klipper THC übernahmen die Damen des Uhlenhorster HC nach dem 1:1 zum Saisonauftakt bei Titelverteidiger Berliner HC die Tabellenführung. Spielentscheidend war dabei das kontrollierte Auftreten in den ersten 25 Minuten, in denen Kristina Hillmann (5.) und Janne Müller-Wieland (24.) eine 2:0-Führung herausschossen. Letzterer gelang dabei ein Tor, wie es Al Saadi "im Damenhockey so noch nie gesehen" hatte. Müller-Wielands Nationalmannschafts-Kollegin Eileen Hoffmann hatte von der Grundlinie zurückgepasst, die Kapitänin dann per Schlenzer ansatzlos in den oberen Torwinkel getroffen.

Dennoch gaben sich die Klipper-Damen, die zum Auftakt in Neuss 1:0 gewonnen hatten, zu keinem Zeitpunkt der Partie auf, sondern attackierten den Favoriten besonders in der zweiten Hälfte immer wieder. Die Gäste waren nur noch mit gelegentlichen Kontern gefährlich, mehr als das Anschlusstor durch Ann-Kathrin Karlshaus (49., Ecke) war jedoch für Klipper nicht drin. "Wir haben die ersten 20 Minuten komplett verpennt, danach aber gute Moral gezeigt und konstruktive Angriffe vorgetragen. Leider fehlen uns am Ende die Punkte", sagte Trainer Peter Krueger.