Bei der Jahreshauptversammlung im CCH steht der Verein vor einer Zerreißprobe. Erwartet wird eine hitzige und lange Debatte. Über 7000 Mitglieder haben sich für die Versammlung registrieren lassen.

Hamburg. Der HSV steht vor einer der wichtigsten Entscheidungen seiner Geschichte. Bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag (ab 11 Uhr) im CCH stimmen die Mitglieder über eine Strukturreform ab. Als klarer Favorit gilt das Konzept HSVPlus des ehemaligen Aufsichtsratschefs Ernst-Otto Rieckhoff. Mit HSVPlus würde sich der HSV für Investoren öffnen. Der Logistikunternehmer und HSV-Gönner Klaus-Michael Kühne unterstützt dieses Modell. Er hat angekündigt, Anteile zu erwerben, falls HSVPlus kommt und sich auch andere Partner beteiligen. Das Modell sieht zudem die Ausgliederung der Profiabteilung vor.

Gegen diese Pläne kämpft die Führung der HSV Supporters, der einflussreichen Mitgliederorganisation. Sie sind gegen Ausgliederung und Investoren, plädieren dagegen in ihrem Modell HSV-Reform für mehr Handlungsspielraum für den Vorstand. Zudem soll der Ehrenrat gestärkt werden. Er soll bei Verdacht auf vereinsschädigendes Verhalten von sich aus tätig werden können. Hintergrund sind angebliche Indiskretionen aus dem Aufsichtsrat. Der ehemalige Präsident Jürgen Hunke hat das Modell Zukunft mit Tradition entwickelt. Auch er lehnt eine Beteiligung von Investoren ab, will aber den Profifußball organisatorisch abtrennen. Nur Außenseiterchancen werden zwei weiteren Modellen (Rautenherz, HSV 21) eingeräumt.

Erwartet wird eine hitzige und lange Debatte. Über 7000 Mitglieder haben sich für die Versammlung registrieren lassen. Doch jedes HSV-Mitglied kann auch noch spontan kommen. Der HSV hat alle großen Säle im CCH reserviert, Platz ist für 10.810 Mitglieder. Die Versammlung wird aus der Halle H in die anderen Säle per Video übertragen.

Eine endgültige Entscheidung wird jedoch aller Voraussicht nach am Sonntag nicht fallen. Erringt der Antrag HSVPlus die Mehrheit von 50 Prozent, muss der Vorstand bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Mai oder Juni ein entsprechendes Modell entwickeln, das dann die satzungsmäßige Dreiviertelmehrheit erreicht. Die Chancen auf eine Zustimmung von über 75 Prozent würden deutlich steigen, wenn der Antrag des ehemaligen Aufsichtsrats Jörg Debatin auf die Zulassung von Fernwahlen Erfolg hat. Dann könnten künftig alle HSV-Mitglieder via Internet abstimmen, wären nicht mehr gezwungen, bei der Versammlung persönlich zu erscheinen. Sollte der Antrag scheitern, müsste HSVPlus noch mehr Unterstützer als an diesem Sonntag für ein Erscheinen mobilisieren. Die Führung der Supporters ist gegen Fernwahlen, auch aus Sorge vor Manipulationen im Internet.

Nach Abendblatt-Informationen plant zumindest ein Aufsichtsratsmitglied, offen für eine Ablösung des amtierenden Vorstands zu werben, falls der Antrag von HSVPlus am Sonntag die erste Hürde nehmen sollte. Hintergrund: Ein neuer Vorstand könnte das Konzept noch entscheidend verändern, um die Beteiligung von Investoren zu verhindern. Allerdings würde es dafür keine Mehrheit im Aufsichtsrat geben.

Im Internet wird das Abendblatt am Sonntag auf abendblatt.de mit Liveticker und Livestream über die Versammlung berichten.