Das Abendblatt erklärt, wie es mit Vorstand, Aufsichtsrat und Kühne weitergeht

Hamburg. Auch nach dem „Tag der Entscheidung“ am Sonntag bleibt es spannend beim HSV. Wahrscheinlich werden sogar erst in den Wochen und Monaten nach der Versammlung die zentralen Fragen beantwortet.

1. Warum ist der Fernwahlantrag von Jörg Debatin so bedeutend?

Direkt nach den unterschiedlichen Anträgen zur Strukturreform geht es unter Programmpunkt 7 in den Anträgen a bis f um eine mögliche Fernwahl. Tatsächlich nimmt die Wahl zur Wahl in der gesamten Strukturdebatte entscheidenden Charakter ein. Der Grund: Sollte das favorisierte Modell HSVPlus durch die mobilisierte Rekordteilnahme von Mitgliedern, die normalerweise eher nicht zu Mitgliederversammlungen kommen, die erwartete einfache Mehrheit bekommen, könnte wohl nur eine Fernwahl im Sommer für die dann benötigte Dreiviertelmehrheit sorgen. Zumindest gilt es als fraglich, dass die Initiatoren von HSVPlus ein zweites Mal derart viele Mitglieder nach Hamburg locken können. Vor zwei Jahren fand der Antrag zur Fernwahl allerdings nicht die entsprechende Mehrheit.

2. Welche Rolle spielt Eckart Westphalens Antrag zur Verschiebung?

Westphalens Antrag ist so eine Art letzte Hoffnung der HSVPlus-Gegner. Da den vier konkurrierenden Modellen keine Erfolgschancen eingeräumt werden, könnte Antrag 6a der Tagesordnung im Bestfall für einen echten Kompromiss und im schlechtesten Fall nur für eine Verzögerung sorgen. Westphalen hofft, dass durch eine eingesetzte Kommission mit einem Mediator ein Modell entwickelt wird, mit dem am Ende alle leben können.

3. Wie geht es voraussichtlich nach der Versammlung am Sonntag weiter?

Sollte wie erwartet HSVPlus die 50-Prozent-Hürde nehmen, muss der Vorstand die rechtlichen Voraussetzungen für das vorgeschlagene Modell bis Sommer schaffen. Die Vorstände Carl Jarchow und Joachim Hilke müssten dann alles dafür tun, dass HSVPlus bei der nächsten Versammlung die dann benötigte Dreiviertelmehrheit erhält. Scheitern sie, würde sich in der Theorie gar nichts ändern. In der Praxis stünde der Verein vor einem Scherbenhaufen, Rücktritte wären unvermeidbar.

4. Was wird nach der Mitgliedsversammlung aus dem Aufsichtsrat?

Das nächste turnusmäßige Treffen des Gremiums ist für den 28. Januar einberufen. Spätestens dann wird Aufsichtsratschef Manfred Ertel auch zur konstituierenden Sitzung einladen, auf der die Vorsitzenden neu gewählt werden. Seit längerer Zeit wird zudem darüber spekuliert, dass gleich mehrere Räte bei einem überwältigenden Erfolg von HSVPlus zurücktreten könnten. Innerhalb des Rates soll es keinen einzigen Unterstützer der Reformbewegung geben. Auch über die Zukunft Ertels als Vorsitzenden wird hinter den Kulissen eifrig spekuliert.

5. Stellt Kühne garantiert Geld zur Verfügung, wenn HSVPlus gewählt wird?

Nein. Milliardär Klaus-Michael Kühne hat zwar seine Bereitschaft signalisiert, diese aber an die Bedingung geknüpft, dass weitere Investoren gefunden werden. Holger Hieronymus hat in der „Welt“ angedeutet, dass es noch weitere