Der ehemalige HSV-Aufsichtsrat und Wirtschaftssenator Ian Karan will die Entscheidung über neue Vereinsstrukturen ebenfalls verschieben. Westphalen fordert die Suche nach Gemeinsamkeiten.

Hamburg. Der frühere HSV-Aufsichtsrat und Wirtschaftssenator Ian Karan, 74, hat vier Tage vor der Mitgliederversammlung des HSV davor gewarnt, am Sonntag im CCH über die verschiedenen Modelle abstimmen zu lassen. „Keiner hat die Wahrheit gepachtet. Ein Beharren auf dem einen oder anderen Modell als der einzigen tragfähigen Lösung führt zu weiterer Polarisierung der Mitgliedschaft mit Gewinnern und Verlierern“, glaubt Karan. „Es wäre wünschenswert, dass unter Wahrung des Gesichts aller Parteien ein Erfolg versprechendes Konzept angestrebt wird.“ Karan weiter: „Egal welche Form man wählt, ist es dringend geboten, das Kontrollgremium zu verkleinern. Dem gewählten Aufsichtsrat und den nominierten Vorstandsmitgliedern sollte man jedoch nicht gleich beim ersten Windstoß das Vertrauen entziehen.“

Sein Vorschlag: „In den verschiedenen Modellen, von denen ich Kenntnis habe, gibt es etliche gute Ansätze, die man bei der Gestaltung der Zukunft des HSV berücksichtigen sollte. Mein Vorschlag war, eine unabhängige Analyse der verschiedenen Konzepte vorzunehmen, um aus allen das Beste herauszuarbeiten. Daraus wäre dann ein zukunftsfähiges Modell zu erstellen, das hoffentlich breite Akzeptanz findet.“

Karans Vorstoß gibt Eckart Westphalen Rückenwind, der einen Antrag gestellt hat, die Abstimmung zurückzustellen und nach Kompromissen zu suchen. „Ich glaube, dass HSVPlus ein Gefühl im Verein richtig aufgenommen hat, dass sich etwas ändern muss. Im Verein brauchen wir aber keine Modelle, die konkurrieren, sondern ein Modell, das von einer ganz breiten Mehrheit getragen wird“, fordert Aufsichtsrat Westphalen, 72. „Wenn man genauer hinschaut, gibt es viele Gemeinsamkeiten in den auf den ersten Blick so unterschiedlichen Vorschlägen. Hauptgemeinsamkeit ist der Gedanke, dem Fußball-Bundesligabereich eine größere Eigenständigkeit zu geben. Das finden Sie in allen fünf Konzepten.“

Westphalen appelliert an Mitglieder

Und wie verhält es sich mit dem großen Streitpunkt, dem möglichen Verkauf von Anteilen an einen strategischen Partner? Westphalen: „Wenn diese Frage nicht allein in der Zuständigkeit des Vorstandes der ausgegliederten Gesellschaft liegt, sondern auch über das Ausüben von Mitgliederrechten abgesichert wird, könnte man sich auch an dieser Stelle näherkommen.“

Westphalens Aufruf an die Mitgliedschaft: „Es darf nicht passieren, dass ein großer Teil der Mitglieder nach einer Kampfabstimmung in Opposition geht, also den Weg nicht mitträgt, und wir dadurch zerrissen sind. Wir wollen uns in Zukunft erfolgreicher aufstellen, und dafür brauchen wir möglichst alle. Und es lohnt sich, alle Modelle in der Frage der Mitbestimmung genau zu überprüfen.“