Der HSV sucht die Nr. 1 beim letzten Test gegen Cottbus. Abendblatt-Leser haben schon entschieden, wer als Torwart in die Top-Elf gehört.

Hamburg. Sie sind in eine Zweckgemeinschaft mit dem dritten Torwart und Torwarttrainer Ronny Teuber gepresst. Aber sie helfen einander. Sie jubeln miteinander. Und sie feuern sich gegenseitig an: Frank Rost und Jaroslav Drobny verkörpern beim HSV genau das, was der neue Trainer Armin Veh grundsätzlich erreichen will - einen professionell angenommenen Konkurrenzkampf. Egal, wie brisant die Personalie auch ist. Lange hat es beim HSV keinen Zweikampf um eine Position mehr gegeben, der so elektrisiert wie der Kampf um die Nummer eins. Für Veh ein Stück Normalität. Der Trainer sagt betont gelassen: "Das gehört zum Profifußball dazu."

Dann dürfte es ja für den Coach keine schwierige Entscheidung sein. "Schließlich sind beide super Torhüter", behauptet Veh gern. "Wir werden bei jeder Entscheidung gut aufgestellt sein." Dass es dabei unvermeidlich ist, einen Torhüter mit dem begründeten Anspruch auf einen Stammplatz plötzlich zur Nummer zwei zu degradieren, hält Veh "doch nur für Luxus". Allerdings ist dem Genussmenschen Veh mit seiner Trainererfahrung aus zwei Jahrzehnten auch klar, dass er sich spätestens nach dem Cottbus-Spiel am Sonntag in Flensburg (17 Uhr) festlegen muss.

In diesem letzten Test wird HSV-Neuzugang Jaroslav Drobny im Tor stehen. "Beide haben gut gespielt und trainiert", sagt Veh. "Im Prinzip muss ich beide spielen lassen." Das allerdings ist keine Option. Veh ist sich bewusst, dass seine Entscheidung in der Torwartfrage den ersten Härtefall der Saison bedeutet. Dabei schien nach der Verpflichtung Drobnys die Demission des im HSV-Vorstand ungeliebten Frank Rost festzustehen. In einem persönlichen Gespräch wurde dem 37-Jährigen die Verpflichtung Drobnys auch damit begründet, er habe sich in den letzten Jahren öffentlich zu oft zu weit vorgewagt. Dabei wurde ihm sogar eine Aussage in einem Abendblatt-Interview vom 29. August 2009 über den damaligen Sportchefkandidaten Roman Grill vorgehalten. Rost hatte damals großen Anteil daran, dass der Wunschkandidat des HSV-Vorstandschefs Bernd Hoffmann vom Aufsichtsrat abgelehnt wurde.

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Allen politischen Winkelzügen zum Trotz kämpfte sich Rost mit starken Trainingsleistungen wieder zurück in Vehs Fokus. So sehr, dass sich die vorjährige Nummer eins nahezu sicher sein kann, auch beim Bundesligaauftakt 2010/2011 im Tor zu stehen. Zumindest, wenn ausschließlich nach sportlichen Gesichtspunkten entschieden wird. So sehen es auch die Abendblatt-Leser, die Rost mit 59:39 Prozent bevorzugen.

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Zwar patzte Rost beim "Liga-Total-Cup" auf Schalke, allerdings wusste er in den Wochen davor und den Tagen danach zu überzeugen. Er wirkt motivierte denn je, seine Ansprachen in Spielen und Trainingseinheiten sind gekennzeichnet von positiver Motivation. Keine Spur vom Grantler alter Tage, der sich wegen seiner berüchtigten klaren Ansagen in der Kabine wenig Freunde gemacht hat. Hat er sich verändert? "Nein, ich bin die Nummer eins", so die etwas schräg wirkende Antwort, die sich auf den zweiten Blick erklärt. Rost weiß, dass alles, was er sagt, in der jetzigen Situation gegen ihn verwendet werden könnte. Daher schweigt er sich in Floskeln aus. Er wartet lieber auf Vehs Entscheidung. "So einfach ist das", sagt er. Das wusste Veh schon lange.