1:5-Packung gegen den BVB: Trainer Thorsten Fink muss die erste Bundesliga-Niederlage seiner Amtszeit beim HSV erst noch verkraften.

Hamburg. Wahrscheinlich kann man es Thorsten Fink nicht wirklich übel nehmen, dass er nur wenig Gefallen an der turnusmäßigen Gesprächsrunde mit den Hamburger Journalisten im Anschluss an die Pressekonferenz finden wollte. Der Trainer, der erstmals mit dem HSV in der Bundesliga verlor, wirkte genervt, reagierte auf Nachfragen gereizt. "Hören Sie doch richtig zu, ich mache keine Einzelkritik", maßregelte der 44-Jährige einen Fragesteller, der um ein Statement zur Leistung Jaroslav Drobnys bat. Auch von der Idee eines Straftrainings, die ein anderer Medienvertreter vorschlug, hielt Fink nicht viel. Seine Hauptaufgabe sei es, seine Mannschaft schnellstmöglich bis zum Spiel gegen Hertha BSC am kommenden Wochenende aufzurichten. "Glauben Sie mir, wir können sehr viel besser spielen", sagte Fink, der sich bei erstbester Gelegenheit auf die Geschäftsstelle zurückzog.

Hamburger Abendblatt: Herr Fink, haben Sie wenige Minuten nach dem Schlusspfiff schon eine Erklärung für das eben Erlebte parat?

Thorsten Fink: Das ist tatsächlich nicht ganz einfach. Ich denke, dass wir jedenfalls nicht lange über irgendwelche taktische Einzelheiten diskutieren müssen. Wir hatten von Anfang an zu viel Respekt vor Borussia Dortmund. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir hatten keinen Mut und keine Courage. Und ohne diese Eigenschaften kann man einen Gegner wie Dortmund nicht in Bedrängnis bringen.

+++ 1:5 gegen den BVB: Demütigung vom Meister, Teil zwei +++

Fehlenden Mut wurde Ihrer Mannschaft auch beim Hinrundenauftakt in Dortmund vorgeworfen. Wie kann es sein, dass Ihr Team ein zweites Mal so ängstlich in ein Spiel geht?

Fink: Die Vergangenheit interessiert mich nicht. Und ich kann auch nicht in die Köpfe meiner Spieler schauen. Ich muss jetzt erst mal einige Einzelgespräche führen, um eine Antwort zu finden. Wir werden den Jungs sicherlich in den nächsten Tagen per Video zeigen, dass sie gar nicht so schlecht sind, wie sie sich gegen Dortmund präsentiert haben. Vielleicht haben wir im Vorfeld des Spiels auch zu viele Videos über die Borussia gezeigt, die Mannschaft zu stark geredet.

Sind Sie von Ihrer Mannschaft denn enttäuscht?

Fink: Natürlich bin ich enttäuscht, sogar sehr. Die Mannschaft weiß leider noch immer nicht, was sie wirklich kann. Zwischendurch gibt es immer wieder Momente, in denen sie es andeutet, aber dann gibt es eben auch wieder solche Auftritte wie gegen den BVB. Aber ich bin weiterhin davon überzeugt, dass mein Team einen guten Charakter hat. Diesen braucht sie nun auch, um den Rückschlag zu überwinden. Wir hatten ja schon sehr lange keinen echten Rückschlag mehr.

Nach den guten Resultaten zum Ende der Hinrunde wurde zuletzt schon wieder zaghaft über ein mögliches Erreichen der Europa League gesprochen.

Fink: Ich habe immer betont, dass unser Ziel in dieser Saison nur ein gesicherter Mittelfeldplatz sein kann. Hätten wir unser letztes Heimspiel gegen den FC Augsburg gewonnen, hätten wir vielleicht ein ganz bisschen träumen dürfen. Aber realistisch betrachtet ist in dieser Saison nicht viel mehr drin.

Müssen Sie nicht auch weiterhin die Abstiegsplätze, die nur zwei Punkte entfernt sind, im Auge behalten?

Fink: In der Tabelle kann es ruck zuck nach oben gehen, aber genauso ruck zuck auch wieder nach unten. Natürlich dürfen wir nicht den Fehler machen, die Abstiegsplätze aus den Augen zu verlieren. Aber selbst nach so einem Spiel versuche ich positiv zu denken. Dortmund war die erste Mannschaft seitdem ich Trainer in Hamburg bin, die besser als wir war. Deswegen schaue ich weiterhin eher nach oben als nach unten.

Stimmen Sie damit überein, das Experiment mit Robert Tesche im zentral-offensiven Mittelfeld als gescheitert zu bezeichnen?

Fink: Robert hat die Rolle im zentralen Mittelfeld in der Vorbereitung häufiger ausprobiert und das recht gut gemacht. Aber gegen Dortmund lief es unglücklich, weil wir schon so früh in Rückstand geraten sind. Ich weigere mich aber, nach dieser Pleite in die Einzelkritik zu gehen.

Das zentral-offensive Mittelfeld bleibt aber ihre Hauptbaustelle, oder?

Fink: Ich spreche nicht von Baustellen. Gegen Dortmund haben wir als ganzes Team enttäuscht. Sie können festhalten, dass diesmal niemand sein Leistungsniveau erreicht hat. Wir schauen jetzt nur nach vorne. Ich muss die Mannschaft bis zum Spiel in Berlin wieder aufrichten. Manchmal ist es ja besser, wenn man ein Spiel mal sehr deutlich verliert. In Berlin müssen wir wieder das umsetzen, was wir in der Hinrunde gezeigt haben.