Der deutsche Nationalspieler konnte im Duell mit Marcel Schmelzer nur offensiv punkten

Hamburg. Selten zuvor war Dennis Aogo nach einer Partie so schnell in der eigenen Kabine verschwunden wie nach der gestrigen Demütigung gegen Borussia Dortmund. Bereits wenige Sekunden nach dem erlösenden Schlusspfiff durch Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte der 25-Jährige die Katakomben im Eiltempo durchschritten. Nichts mehr sehen, nichts mehr hören und vor allem nicht mehr reden. Der Linksverteidiger hatte wohl nur wenig Lust, von den wartenden Journalisten noch mal an seinen verbalen Angriff auf die Europacupplätze erinnert zu werden. "Warum sollen wir nicht nach oben schielen?", hatte Aogo kurz vor der Winterpause etwas provokant gefragt, "man sollte sich immer hohe Ziele setzen. Fakt ist, dass ich noch von der Europa League träume."

Dieser Traum dürfte spätestens seit dem schwarzen Sonntag geplatzt sein. Dabei wäre es ungerecht und auch unangebracht, nun kübelweise Häme über den ehrgeizigen Nationalspieler zu schütten. Obwohl Aogo in der Defensive mehr als einmal schlecht gegen den deutschen Meister aussah, sogar direkt an zwei Gegentreffern beteiligt war, gehört es auch zur Wahrheit des Spiels, dass kein Hamburger so viele Akzente im Spiel nach vorne setzte wie er.

Der gebürtige Karlsruher hatte die meisten Torschussvorlagen (6), die meisten Flanken und gewann auch die meisten Zweikämpfe (64 Prozent) aller Hamburger. Und obwohl Dortmunds Nationalmannschaftskonkurrent Marcel Schmelzer defensiv gegen die harmlosen Zhi Gin Lam und Dennis Diekmeier auf seiner Seite nichts anbrennen ließ, konnte Aogo im direkten Duell zumindest offensiv punkten. "Es sind einige vielversprechende Flanken des HSV in der ersten Hälfte in unseren Strafraum gesegelt, das war nicht ungefährlich", analysierte etwa BVB-Trainer Jürgen Klopp nach der Partie.

Um sein großes Ziel der Teilnahme bei der Europameisterschaft in Polen und in der Ukraine im Sommer trotz der sportlichen Misere des HSV zu verwirklichen, muss sich Aogo in der Rückrunde aber noch deutlich steigern. Bundestrainer Joachim Löw hat neben dem gesetzten Philipp Lahm nur noch einen Platz als Linksverteidiger zu vergeben, um den sich in den kommenden Monaten Aogo und Schmelzer duellieren werden.

Eine echte Chance, diesen Zweikampf zu gewinnen, hat der Hamburger jedenfalls nur, wenn er in der zweiten Saisonhälfte seine Fehler in der Defensive abstellt. Sollte dieses Vorhaben tatsächlich gelingen, hätte sich Aogo zumindest noch einen Traum in dieser Saison erfüllt, nachdem der erste am Sonntag geplatzt ist.