Wer gegen Portugal von Beginn an stürmt, wird sich erst kurz vor Anpfiff entscheiden. Schweinsteiger wendet sich in offenem Brief an die Fans.

München/Lwiw. Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird es heute bei der Europameisterschaft ernst. Im ersten Gruppenspiel trifft die DFB-Auswahl am Abend in Lwiw auf Portugal. Zuvor stehen sich in Charkow die weiteren deutschen Vorrundengegner Dänemark und Niederlande gegenüber. Gegen die Portugiesen um Stürmerstar Cristiano Ronaldo hat Bundestrainer Joachim Löw alle Mann an Bord.

"Gesundheitliche Probleme gibt es im Moment keine“, erklärte Löw vor dem EM-Start. Damit dürfte auch das letzte Fragezeichen hinter dem Gesundheitszustand Bastian Schweinsteigers gelöscht sein. Dennoch dürfte sich eine Personalie erst kurz vor Anpfiff in Lwiw (20.45 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) entscheiden: Wem Löw im Sturm vertraut, ließ der Bundestrainer bis zuletzt offen.

Gomez hofft auf Platz in der Startelf

Dabei hofft Mario Gomez im Zweikampf mit Miroslav Klose nach wie vor, den Vorzug vor seinem Kontrahenten zu erhalten. "Ich habe ein gutes Gefühl. Der Trainer hat es diesmal so schwer wie noch nie“, sagte der Torjäger von Bayern München der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Zwar habe er durchaus verfolgt, "dass in den Zeitungen längst zu lesen war, dass die Entscheidung über den Platz im Sturm zugunsten von Miro gefallen ist. Für mich ist das nicht so klar - und für den Trainer auch nicht, so hat er es mir jedenfalls gesagt. Das gibt mir Hoffnung“, sagte der 26-Jährige.

Allerdings deutet erneut einiges darauf hin, dass Bundestrainer Joachim Löw auch bei der EM dem routinierten Klose, der am Sonnabend 34 Jahre alt wird, den Vorzug vor Gomez geben wird - auch wenn der betont, "dass ich sehr gut drauf bin“.

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Gomez hat in den beiden vergangenen Jahren in München mit 80 Pflichtspieltreffern genügend Werbung in eigener Sache betrieben. Zudem empfahl er sich mit acht Toren in den letzten zehn Länderspielen. Doch Kloses Quote in der DFB-Auswahl ist nach wie vor klasse. In seinen 116 Länderspielen erzielte er 63 Treffer und ist damit dem deutschen Rekordtorschützen Gerd Müller (68) auf den Fersen.

Für den Legionär von Lazio Rom spricht auch die Erfahrung von fünf Turnierteilnahmen. Diesen Vorteil sieht auch Gomez. Klose habe "in den letzten Turnieren immer seine Leistung gebracht. Und zu wissen, dass ein Spieler im Turnier funktioniert, ist ein kleiner Anker für einen Trainer.“

Ein Problem gebe es angesichts der sportlichen Rivalität aber nicht zwischen den beiden Stürmern, betonte Gomez: "Wir beide sind viel zu menschlich. Und Miro ist genauso Sportsmann wie ich - auch er wird alles versuchen, diesen Platz zu bekommen.“

Schweinsteiger appelliert in offenem Brief an die Fans

Unterdessen hat sich Schweinsteiger kurz vor dem deutschen EM-Start in einem offenen Brief noch einmal direkt an die Fans gewandt. "Jetzt geht es endlich los! Wir freuen uns riesig auf die EURO 2012 und hoffen auf ein erfolgreiches Turnier für uns alle“, schrieb der Mittelfeldspieler in der "Abendzeitung“ (Sonnabend) in München. "Mit Eurer Unterstützung wollen wir den Traum vom EM-Titel wahr werden lassen. Lasst uns zusammen jubeln! Drückt uns die Daumen!“

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Man wolle nicht mehr an die "bitteren Momente des Champions-League-Finales gegen den FC Chelsea“ denken. "Schluss damit! Jetzt ist die EM, jetzt geht es um einen neuen Titel.“ Allerdings wäre es "völlig falsch“, nun schon ans Finale zu denken, denn Portugal sei ein "harter Brocken“ gleich im Auftaktspiel am Sonnabend (20.45 Uhr). "Die Nationalmannschaft, und besonders wir acht Bayern-Spieler, wollen uns ab Samstag von unserer besten Seite im Nationalmannschaftstrikot zeigen“, versprach Schweinsteiger.

Der Mittelfeldstratege betonte, dass jedes Spiel einer EM-Endrunde von Beginn an schwieriger und intensiver als bei einer WM sei. "Vor zwei Jahren waren wir schon dicht dran an der Weltspitze und sind, wie leider auch bei der EM 2008, erst an Spanien gescheitert. Sollte es diesmal zu einem dritten Aufeinandertreffen kommen, hoffen wir natürlich, dass wir diesmal das bessere Ende für uns haben“, formulierte Schweinsteiger. "Bei allen Unwägbarkeiten ist es unser Ziel, am 1. Juli in Kiew den Pokalgewinn bejubeln zu können.“


Mit Material von dpa und sid