Ein Kommentar von Kai Schiller

Wahrscheinlich oder - besser gesagt - ziemlich sicher gibt es im Kader der deutschen Mannschaft keinen Spieler, vor dem die Portugiesen mehr Respekt haben als vor Bastian Schweinsteiger. In Portugal gilt Schweinsteiger als so eine Art Cristiano Ronaldo der Deutschen, nur nicht mit ganz so viel Haargel. Der Grund ist denkbar einfach: Immer wenn der Münchner Mittelfeldstratege auf eine portugiesische Mannschaft trifft, läuft der 27-Jährige zu Höchstform auf. Das war bei der EM 2008 (ein Tor, zwei Vorlagen) so, das war bei der WM 2006 (zwei Tore, eine Vorlage) so, und das war sogar mit dem FC Bayern München in der Champions League gegen Sporting Lissabon (ein Tor) so.

Damit das aber auch so bleibt, muss Schweinsteiger am Sonnabend beim EM-Auftakt der deutschen Mannschaft zum ersten Mal in diesem Jahr über sich hinauswachsen. Der Bayer, so forderte es auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer gestern, müsse die Rolle des Leaders über- und vor allem annehmen. Anders als vor drei Wochen, als Schweinsteiger im Finale der Champions League gegen Chelsea zwar dabei war, dem Spiel aber nicht seinen Stempel aufdrücken konnte und am Ende sogar den entscheidenden Elfmeter vergab, reicht es im ersten Gruppenspiel der Deutschen in Lwiw nicht, nur dabei zu sein.

Ein fitter Schweinsteiger, und das soll der Münchner laut Bundestrainer Joachim Löw ja sein, kann aus einer guten deutschen Mannschaft wie bei der WM vor zwei Jahren eine herausragende machen. Macht er das nicht, bleibt zumindest in Portugal nur ein ehemaliges Schreckgespenst in Erinnerung. Mit zu wenig Gel im Haar.