Danzig. Wenn Joachim Löw etwas besonders wichtig ist, dann wiederholt er gerne die für ihn entscheidenden Wörter. "Selbstverständlich", sagte der Bundestrainer gestern, und betonte noch mal: "Selbstverständlich hat Jerome Boateng eine Bringschuld." Ihm habe "selbstverständlich" überhaupt nicht gefallen, was da am vergangenen Wochenende vorgefallen war, sagte Löw, der auf die Fotos vom nächtlichen Baraufenthalt des 23 Jahre alten Abwehrspielers unmittelbar vor der Abreise des DFB-Teams nach Danzig ansprach: "Das war nicht in Ordnung."

In der Nacht zu Montag wurde detailliert in Wort und vor allem Bild dokumentiert, wie sich der frühere HSV-Profi und ein Freund mit dem Model Gina-Lisa Lohfink in einem Berliner Hotel trafen und gemeinsam erst nach 3 Uhr morgens auf ein Zimmer verschwanden. Nachdem Löw davon erfuhr, habe er mit dem Übeltäter und dann auch mit dem ganzen Team über den Vorfall gesprochen "Er muss sich in dieser und in den nächsten Wochen zerreißen", sagte der 52-Jährige.

Ob Boateng nach dem Vorfall überhaupt die Chance am Sonnabend gegen Portugal zur Wiedergutmachung bekommt, wollte Löw gestern noch nicht beantworten. "Er ist im Training wieder konzentriert bei der Sache", hielt er dem Münchner zwar zugute, lobte aber gleichzeitig dessen Konkurrenten Lars Bender: "Ich habe ein wahnsinnig gutes Gefühl, weil ich weiß, dass ich ihn jederzeit bringen kann."

Den wohl amüsantesten Beitrag zur "Hotelaffäre" Boatengs steuerte der frühere Bundesligaprofi Hans Sarpei über den Internetdienst Twitter bei: "Das neue 3-5-2-System: zu dritt fünf Tage vor der EM aufs Zimmer, um zweideutige Gerüchte anzuheizen."