Zwei Wochen nach seinem doppelten Nasenbeinbruch – bereits 21 Pflichtspiel-Tore in dieser Saison

Hamburg. Gefährlich sieht er aus mit seiner schwarzen Gesichtsmaske, auf der sein Spitzname „Hunter“ eingraviert ist. Darunter sind noch die zwei Veilchen zu erkennen, die Klaas-Jan Huntelaar bei seinem doppelten Nasenbeinbruch vor eineinhalb Wochen davongetragen hat. So lag es auf der Hand, dass die niederländischen Zeitungen den Schalker Stürmer als „Hannibal Hunter“ in Anlehnung an den psychopathischen Serienmörder Hannibal Lecter aus dem Kinofilm „Das Schweigen der Lämmer“ tauften.

Am Dienstag wird der „Hunter“ im Klassiker gegen Deutschland wieder auf Torejagd gehen, nachdem er im Länderspiel gegen die Schweiz (0:0) noch pausiert hatte. Die letzten Trainingseinheiten verliefen jedenfalls reibungslos, die Schwellungen und Kopfschmerzen sind zurückgegangen. „Es wird täglich besser. Ich benutze noch ein Spray“, sagte Huntelaar.

Inzwischen habe er sich an den Gesichtsschutz auch gewöhnt. „Ich habe keine Angst beim Training. Unnötige Bälle nehme ich nicht.“ Im Europa-League-Spiel gegen AEK Larnaka (0:0) hatte er die Verletzung erlitten – übrigens durch einen unglücklichen Ellbogenschlag seines Mitspielers Joel Matip.

Auf das Spiel gegen Deutschland will er aber nicht verzichten, auch wenn die Brisanz aus den früheren Duellen heute nicht mehr so gegeben ist. „Ich gehöre zur jüngeren Generation. Die Geschichte von 1988 mit dem Halbfinalsieg in Hamburg über Deutschland kenne ich nur aus Erzählungen. Ich war damals fünf Jahre alt und konnte noch nicht ruhig vor dem Fernseher auf dem Sofa sitzen“, erzählt der 28-Jährige.

Die Besonderheit liegt für Huntelaar in erster Linie darin, dass er in Deutschland sein Geld verdient. In seinen gut 15 Monaten auf Schalke habe er sich enorm weiterentwickelt, wie Huntelaar betont: „In Deutschland bin ich ein vollständigerer Spieler geworden. In den Niederlanden wird man als Stürmer ausgebildet. Ich spiele jetzt auch im Sinne der Mannschaft, kann sogar verteidigen.“ Hilfreich sei auch, dass er in Huub Stevens einen Landsmann als Trainer habe.

So ist es gut möglich, dass er seinen bis 2013 laufenden Vertrag verlängert. Er fühlt sich wohl bei den Königsblauen, zumal er seinen Wohnsitz weiter daheim in den Niederlanden bei Zevenaar hat. Gut eine Stunde fährt er täglich mit dem Auto nach Gelsenkirchen.

Allerdings sollen mehrere internationale Top-Klubs zuletzt angeklopft haben, insbesondere der englische Meister Manchester United. In Huntelaars Vertrag soll eine Ausstiegsklausel bei einer Ablösesumme von 20 Millionen Euro integriert sein. Dies liegt knapp über der Summe, für die er 2010 vom AC Mailand gekommen war.

Dass die Anfragen bei Huntelaar einlaufen, ist keine große Überraschung, denn der Angreifer präsentiert sich seit Wochen in herausragender Form und produziert Tore wie am Fließband. 21 Pflichtspiel-Tore hat er in dieser Saison schon erzielt.

Tore sind ohnehin sein Markenzeichen. In 264 Ligaspielen in den Niederlanden, Italien, Spanien und Deutschland hat Huntelaar erstaunliche 168 Mal getroffen. Zweimal holte er sich in seiner Heimat den Titel des Torschützenkönigs und jüngst wurde er als treffsicherster Akteur in der EM-Qualifikation (12 Treffer) ausgezeichnet.

30 Tore in 48 Länderspielen hat er erzielt, gegen Deutschland soll Treffer Nummer 31 folgen. Doch die Aufgabe wird nicht leicht, wie Huntelaar erklärt: „Deutschland hat eine starke Nationalmannschaft. Sie sind jung und alles große Talente. Ich kenne sie alle aus der Bundesliga. Auch die deutschen Verteidiger sind stark. Sie bilden sehr oft ein Team im Team.“