Der englische Schwergewichts-Boxweltmeister David Haye über sein negatives Image und mögliche Kämpfe gegen die Brüder.

Hamburg. 23 500 Boxfans werden am Sonnabend (22.35 Uhr/ARD) in der MEN-Arena in Manchester Zeuge einer historischen Schwergewichts-Nacht. In der "Battle of Britain" verteidigt WBA-Weltmeister David Haye, 30, seinen Titel gegen seinen englischen Landsmann Audley Harrison, 39. Im Gespräch mit dem Abendblatt spricht der Champion über diese Herausforderung, sein Image als "böser Junge" und seine Aversion gegen die Klitschkos.

Abendblatt:

Mister Haye, was muss ein Kämpfer für Fähigkeiten haben, um Sie zu besiegen?

David Haye:

Er muss sehr, sehr viel Glück haben.

Warum sind Sie so sicher, dass Sie am Sonnabend siegen werden?

Haye:

Weil Audley keine Qualitäten hat, die mich in Schwierigkeiten bringen könnten. Klar, er war 2000 in Sydney Olympiasieger, also muss er gewisse Fähigkeiten haben. Er hat sie aber in seiner gesamten Profikarriere sehr geschickt verborgen.

Woher stammt Ihre Selbstsicherheit?

Haye:

Ich habe all das erreicht, was ich angekündigt habe. Ich war Weltmeister im Cruisergewicht, hatte die Titel von drei der vier Weltverbände. Jetzt bin ich WBA-Weltmeister im Schwergewicht und werde auch in der Königsklasse der einzige Champion werden. Ich habe, anders als beispielsweise Audley Harrison, mein Potenzial ausgeschöpft und meine Ziele alle erreicht. Da darf man doch wohl selbstbewusst sein.

Es heißt, dass viele Boxfans Ihre Kämpfe nur ansehen, um Sie verlieren zu sehen.

Haye:

Das mag in Deutschland so sein, aber über so etwas mache ich mir keine Gedanken. Es ist mir egal, was die Leute in Deutschland von mir denken.

Sie sind in Deutschland bekannt als derjenige, der die Klitschkos mit einem T-Shirt beleidigt hat, auf dem Sie mit den abgeschlagenen Köpfen der Brüder posieren. Gehört so was zum Geschäft?

Haye:

Es ist nicht mein Ziel, ein böser Mensch zu sein oder jemanden zu beleidigen. Aber ich sage immer, was ich denke und verstecke mich vor niemandem.

Immerhin haben Sie zweimal Kämpfe gegen die Klitschkos platzen lassen.

Haye:

Es liegt nicht an mir, dass die Kämpfe mit den Klitschkos nicht zustande kommen.

Es geht dabei immer wieder um angebliche Knebelverträge, die die Klitschkos Ihnen vorgelegt hätten. Deren Manager Bernd Bönte sagt, man habe Ihnen zuletzt einen Kampf ohne jegliche Optionen angeboten, alle Einnahmen wären 50:50 geteilt worden. Was ist daran unfair?

Haye:

Die Klitschkos lügen. Wenn es ein faires Geschäft wäre, würde ich nicht gegen Harrison boxen, sondern gegen einen Klitschko und danach gegen den anderen. Die einzigen, die diese Kämpfe verhindern, sind die Klitschkos.

Stimmt es, dass Sie sich weigern, die lukrativen TV-Einnahmen aus dem englischen Markt zu teilen?

Haye:

Dazu ist alles gesagt.

Was halten Sie eigentlich persönlich von den Klitschko-Brüdern?

Haye:

Ich halte sie für langweilig und uninteressant und glaube, dass Sie es nötig haben, ein wenig Würze in ihre Kämpfe zu bringen. Mal ehrlich: Welcher halbwegs gesunde Mensch guckt sich denn wirklich gern Klitschko-Kämpfe an? Die beiden sind doch das beste Heilmittel für Schlaflosigkeit.

Sie glauben tatsächlich, dass Sie die Dominanz der Klitschkos brechen würden?

Haye:

Beide wissen, dass ich sie ausknocken werde. Deshalb werden sie mir niemals ein faires Angebot machen.

Wenn Sie wählen könnten, welchen Klitschko würden Sie lieber besiegen?

Haye:

Das ist mir egal, weil ich für beide die Taktik hätte, um sie zu besiegen. Ich boxe denjenigen, der zuerst den Mut hat, sich mit mir in den Ring zu stellen.

Die Klitschkos haben angekündigt, dass sie in England antreten würden. Sie sind bereit, im Ausland zu boxen. Wo würden Sie den Kampf am liebsten machen?

Haye:

Ich möchte gern im nächsten Jahr gegen einen der beiden Brüder kämpfen. Ob es aber dazu kommt, kann ich leider nicht sagen. Alles, was ich will, ist ein Duell zu fairen Konditionen. Wo es stattfindet, ist mir egal, denn der Kampf wäre in England und Deutschland ein Riesen-Event.

Sie haben einige Jahre auf Zypern gelebt und trainiert, waren sogar mal für ein paar Wochen in Hamburg beim Arena-Stall. Haben diese Auslandserfahrungen dazu beigetragen, dass Sie sich auch außerhalb Englands wohlfühlen?

Haye:

Mit Sicherheit. Die Jahre auf Zypern haben mir sehr viel gebracht. Ich habe vom Klima und vom frischen Essen profitiert, hatte mein eigenes Gym und konnte mich perfekt für meine Kämpfe vorbereiten. Und Hamburg war auch klasse, das Gym war großartig, und Arena hat einige Weltklasse-Boxer. Aber ich bin Engländer, lebe in England und trainiere nun hier in Vollzeit. Deshalb ist England natürlich meine Basis.