Qualität statt Quantität heißt auch im Hinblick auf die neue Saison die Bayern-Devise. Ein Außenverteidiger ist die wichtigste Planstelle.

München. Bevor Louis van Gaal an diesem Mittwoch in sein portugiesisches Ferien-Domizil aufbricht, wird noch einmal im Führungsstab des FC Bayern München über die Kaderplanung gesprochen. Viel, das betonten alle Verantwortlichen des Fußball-Rekordmeisters, werde sich nicht tun. Denn dem Champions-League-Finalisten soll Zeit zum Reifen gegeben werden. „Das ist eine junge Mannschaft mit großer Zukunft“, betonte Präsident Uli Hoeneß nochmals. Und auch Karl-Heinz Rummenigge mahnte an, „sensibel“ mit Veränderungen umzugehen. Der Traum bei allen Planspielen:Im nächsten Jahr im Londoner Wembley- Stadion oder 2012 in der heimischen Allianz-Arena wieder im Königsklassen-Endspiel zu stehen.

Trotz aller Erfolge und allen Lobes: Natürlich soll sich auch im WM-Sommer personell etwas bei den Münchnern tun. „Wenn man Geld ausgibt, muss man dies sehr konzentriert tun, wie wir es mit Robben getan haben“, erklärte Vorstandschef Rummenigge in der „Süddeutschen Zeitung“ über den 24-Millionen-Euro-Zugang. Qualität statt Quantität heißt die Devise. Nach vielen Verletzungen in dieser Saison zählt eigentlich auchFranck Ribéry, der seinenKontrakt am Pfingstwochenende bis 2015 verlängerte, ein bisschen wie ein Zugang. Oft war der Franzose in der Double-Saison verletzt und schon wieder droht laut Medienberichten eine Pause. Diesmal zwickt die Leiste.

Ganz oben auf der Einkaufsliste steht seit langem ein starker Außenverteidiger, auch wenn Diego Contento dort gute Ansätze zeigte und Holger Badstuber in den Finalspielen auf der linken Seite nichts anbrennen ließ. „Aber ein solcher Mann ist schwer zu finden“, sagte Rummenigge im „kicker“. Noch einmal versuchen will es der an Celtic Glasgow ausgeliehene Edson Braafheid. Nicht nur er vergrößert die „Oranje“-Fraktion bei den Münchnern: Für denTrainerstab wurden die van-Gaal-Landsmänner Marcel Bout (Assistenz-Coach) und Frans Hoek (Torwarttrainer) geholt.

ROBBEN ZUM BESTEN SPIELER GEWÄHLT

Michael Rensing und Andreas Görlitz werden den Club dagegen höchstwahrscheinlich verlassen. Luca Toni will und wird nach der Ausleihe an den AS Rom wohl in Italien bleiben. Vor seinem 33. Geburtstag am Mittwoch steht der Stürmer unmittelbar vor einer Einigung mit dem SSC Neapel, berichtete „Tuttosport“ am Dienstag. Wenn Tonis üppiges Gehalt gespart und am besten noch Ablöse kassiert werden könnte, wäre das ganz im Sinne der Münchner. „Ich habe ihm mitgeteilt, dass es für ihn beim FC Bayern wohl keinen Sinn mehr macht“, sagte Rummenigge.

Während über den Verbleib von Andreas Ottl (Nürnberg) noch nicht befunden ist, bauen die Münchner für die neue Saison auf die Rückkehrer Breno (Nürnberg) und Toni Kroos (Leverkusen). Kroos soll das Prunkstück Offensive weiter verstärken, Breno den Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung erhöhen. Diese genügte im Finale vonMadrid nicht den höchsten internationalen Ansprüchen. Als Spitzenklasse wurde der brasilianische Abwehrmann Breno einst angepriesen. Nach den Einsätzen in Franken will der 20-jährige nach seinem Kreuzbandriss vor elf Wochen wieder in Bayern angreifen. Aber vielleicht wird hier noch einmal nachgelegt.

Keine leichte Personalie ist die von Hamit Altintop. Der türkische Nationalspieler hatte „gute Gespräche“ mit den Münchnern, sondierte aber auch andere Offerten. Altintop wird geschätzt – er selbst hängt am Club. Auf die erhofften Einsatzzeiten zu kommen, ist angesichts der Konkurrenz Robben und Ribéry nicht so leicht. Auch Anatoli Timoschtschuk lief nicht oft beim FCBayern auf. Doch dass der Ukrainer, dessen Ehefrau eine Frühgeburt mit Zwillingen hatte, die Münchner schnell verlässt, ist wegen der schwierigen privaten Situation nicht zu erwarten.

Spielen und treffen – bei der WM wollen Miroslav Klose und Mario Gomez Selbstbewusstsein tanken. „Ich werde ganz sicher nächste Saison noch bei Bayern München sein“, betonte Gomez, angesprochen auf Tauschgeschäft-Gerüchte, bei denen auch der Name von Torschützenkönig Edin Dzeko (Wolfsburg) fiel.

So oder so:Louis van Gaal will in der neuen Saison weiter auf „für das Publikum attraktives Angriffsspiel setzen“. Und sobald der 58-Jährige ein Zeichen gibt, wäre der Club auch über Gespräche über eine vorzeitige Verlängerung des bis 2011 laufenden Vertrages bereit.