Bayern München hat das Triple zwar verpasst, aber viele Sympathien gewonnen. Der Vertrag mit Franck Ribery wurde bis 2015 verlängert.

Madrid. Beim nächtlichen Bankett, als die Bayern-Profis sich mit hängenden Köpfen auf der Bühne den Edelfans präsentierten, versuchte Karl-Heinz Rummenigge ihnen mit einem Blick in die Vereinshistorie Mut zu machen. „Lasst es uns so machen wie1999“, erinnerte der Vorstandschef an das tränenreiche Finale von Barcelona, dem zwei Jahre später der große Triumph folgte. „Die Spieler lagen damals auf der Erde, waren verzweifelt. Sie sind dann eigentlich sofort nach dem Urlaub wieder aufgestanden und haben von neuem angefangen.“ 2011 steht das Champions-League-Endspiel in London an, 2012 in der heimischen Allianz Arena. „Ich wünsche uns, dass wir dann noch mal im Finale stehen - und es dann packen“, meinte Rummenigge.

Der große Traum vom Triple war am Sonnabend beim 0:2 (0:1) gegen Inter Mailand geplatzt, doch trotz aller Enttäuschung bei Fans und Fußballern war danach auch jede Menge Anerkennung für die Mannschaft zu spüren. Zwei Titel hatte sie geholt, das ist nicht so ungewöhnlich für den Rekordmeister. Sie gewann aber auch jede Menge Sympathien in ganz Deutschland, was wiederum ein neues Gefühl für den Verein ist. „Das steht auch Bayern München gut zu Gesicht“, betonte Rummenigge. Er zeigte sich „stolz“ auf Team und Trainer, den er als „fantastischen Hirten“ pries.

Irgendwann zwischen Garnelen und Tournedos vom Kalb erhob sich tief in der Nacht auch Louis van Gaal und ergriff das Mikrofon im mit rund 1000 Leuten gefüllten Bankettsaal des Madrider Eurostars-Tower-Hotels. „Wir haben eine große Leistung zusammen vollbracht“, sagte der Niederländer. Er war noch immer mitgenommen von der Niederlage gegen die perfekt organisierten Mailänder, die man nur in „guter Verfassung hätte schlagen können“. Aber, betonte van Gaal, man habe auch ohne den Titel etwas erreicht: „Wir haben Bayern München sympathisch gemacht.“

So schön ein Trostpreis à la „Königsklassensieger der Herzen“ auch sein mag: Noch schöner sind natürlich Titel, was Inter beim ersten Landesmeister-Triumph seit 45 Jahren mit überschwänglicher Freude demonstrierte. Während Kapitän Javier Zanetti nach seinem 700. Spiel für die „Nerazzurri“ verdient den Pokal in die Höhe stemmte, lagen und standen die Bayern-Profis geschlagen im Konfettiregen herum und schauten dem Sieges-Feuerwerk des Gegners zu. Für dessen Trainer José Mourinho dürfte das schon eine Abschiedsparty gewesen sein. Der Portugiese deutete stärker denn je einen Wechsel zu Real Madrid an,

Während Mourinho seine nächste große Station ansteuert, bleibt der ebenfalls von den „Königlichen“ umgarnte Franck Ribéry dagegen länger bei den Bayern. Bis 2015 soll sein neuer Vertrag laufen. Am Sonnabendabend konnte der gesperrte Franzose nach dem Schlusspfiff auf dem Platz nur tröstende Worte spenden. „Mit Ribéry hätten wir nie verloren. Er hat an allen Ecken und Enden gefehlt“, meinte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer. Die Kreativität des Mittelfeld- Mannes hätte den Münchnern gut zu Gesicht gestanden, denn so war das Spiel fast nur auf Arjen Robben zugeschnitten. Der Niederländer sah sich meist zwei bis drei Gegenspielern gegenüber. Ein Ribéry auf der anderen Seite hätte Robben deutlich mehr entlasten können.

Umso schöner für die Münchner, dass Ribéry bis 30. Juni 2015 verlängertverlängert hat. Wie der Großteil der Münchner Mannschaft hat auch er den Zenit seiner Karriere noch nicht erreicht. „Wir werden mit dieser Truppe weitermachen, deswegen glaube ich auch, dass wir in der nächsten Saison den nächsten Schritt machen können. Wir sind mit van Gaal auf einem guten Weg“, betonte Sportdirektor Christian Nerlinger.

Doch bei allem Lob und aller Perspektive - die beste Abwehr der Bundesliga sah bei den beiden Gegentoren durch Inters Argentinier Diego Milito (35./70.) nicht gut aus. Beim 0:1 verlor Martin Demichelis gleich zwei Duelle, beim 0:2 ließ sich Daniel van Buyten hüftsteif ausspielen. „In solchen Spitzenspielen werden kleine Fehler bestraft - und die wurden heute eiskalt bestraft“, sagte Philipp Lahm. Ein Mann wie Milito lässt sich solche Chancen nicht nehmen.

Anders als der erst 20-jährige Thomas Müller, der sich über seine vergebene Ausgleichs-Chance kurz nach der Pause am meisten ärgerte. „Wir haben als Mannschaft verloren. Aber ich muss das Tor machen. Das war für mich ein bitterer Moment“, sagte er. Mit sechs weiteren Kollegen wird der Nationalspieler nun zum WM-Kader nachreisen.

Nach der WM heißt es dann bei den Bayern: „Auf ein Neues“. Viel brauchen und werden die Münchner nicht verändern. Durch die über 60 Millionen Euro Einnahmen aus dieser Champions-League-Saison können sie aber jederzeit handeln. „Nächste Saison werden wir besser starten. Wir wissen jetzt, wie der Trainer denkt. Und wir haben einen sehr schlauen Vorstand. Die wissen genau, was wir noch brauchen und was nicht“, sagte Mark van Bommel.