Nach Meisterschaft und Pokalsieg wollen die Bayern den Champions-League-Titel feiern (ab 20.45 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de).

Madrid. Für den Fall der Fälle hat Arjen Robben schon einmal seinen Rücktritt angekündigt. Sollte der Turbo-Torschütze des FC Bayern München nach dem Meistertitel und dem Pokalsieg auch die Champions League gewinnen und sogar noch bei der WM in Südafrika mit den Niederlanden den Titel holen, "dann höre ich auf, das habe ich mal meiner Mutter versprochen", sagte der 26-Jährige bei seiner emotionalen Rückkehr nach Madrid. Ob Robben in puncto Wahrheit allerdings genauso konsequent wie beim Torabschluss ist, wird sich frühestens Mitte Juli zeigen.

Im August des vergangenen Jahres war der niederländische Zauberfußballer noch abgeschoben worden von Real, das nach den zig Millionen-Transfers für Cristiano Ronaldo und Co. keine Verwendung mehr für Robben sah. Für 24 Millionen Euro, im Nachhinein ein Schnäppchen, wechselte er im Sommer zu den Münchnern und will jetzt mit ihnen die Sehnsucht vom Sieg in der Königsklasse stillen. "Für Real war es ein Traum, im eigenen Stadion das Finale zu spielen. Das hat nicht geklappt. Und jetzt stehe ich dort", beschrieb Robben die kuriose Situation. Worte wie Rache oder Genugtuung kamen in der Vorbereitung aufs Finale gegen Inter Mailand (Sa., 20.45 Uhr/live auf Sat.1 und im Ticker von Abendblatt.de) in Madrid nicht über seine Lippen. "Aber es macht mich ein bisschen stolz, so wieder zurückzugehen", betonte Robben. Und aufhören, da war sich Bastian Schweinsteiger sicher, werde er eh nicht. Denn über den WM-Titel für Holland "muss er sich ja keine Gedanken machen".

Mit dem möglichen ersten Triple der Münchner Vereinsgeschichte sollte sich der Niederländer aber durchaus beschäftigen - besonders weil er mit seinen entscheidenden Toren gegen Florenz, Manchester und Lyon die Bayern fast im Alleingang ins Finale nach Madrid geschossen hatte. Und schließlich heißt es nicht nur in Deutschland: Aller guten Dinge sind drei.

Mit Robben und Mailands Wesley Sneijder kehren im Übrigen gleich zwei holländische Stars ins Bernabéu zurück, die hier zu Beginn der Saison noch das Trikot Reals trugen. Und Robben kennt neben seinem Landsmann und ehemaligen Mitspieler auch dessen Trainer José Mourinho aus den gemeinsamen Jahren beim FC Chelsea: "Mourinho ist sehr speziell. Er kann eine Mannschaft sehr gut stimulieren, dass daraus eine Kampfmaschine wird. Sein taktischer Plan ist immer gut."

Mehr als gut findet Robben auch die Gerüchte, wonach sein im Endspiel gesperrter Mitspieler Franck Ribéry langfristig bei Bayern bleiben will. Zu den Meldungen, der Franzose werde nach Pfingsten seinen Vertrag in München bis 2015 verlängern, erklärte aber Mediendirektor Markus Hörwick: "Das sind Spekulationen. Vom FC Bayern wird es dazu kein Statement geben."

Dass die Stimmung im Lager der Bayern vor dem Finale gegen Inter Mailand dennoch auf dem Höhepunkt ist, konnte man bei der letzten Pressekonferenz vor dem Spiel am Freitag spüren. Als ein englischer Reporter fragte, ob der gesperrte Ribéry gegen Lyon sein letztes Spiel für Bayern gemacht habe, antwortete Trainer Louis van Gaal trocken: "Sie sind ein schlaues Kerlchen." Pause. "Aber ich bin auch schlau." In der ersten Reihe des Auditoriums hatte van Gaal Platz genommen und zunächst Mark van Bommel und Schweinsteiger zugehört, ehe er das Podium als Bühne für sich allein betrat. Der Trainer als Entertainer, der seinem Landsmann Rudi Carrell alle Ehre machte. Bayerns Coach sagte, dass Robben ein fantastischer Spieler sei, und sprach auch über seinen Trainerkollegen, mit dem er bereits beim FC Barcelona zusammengearbeitet hatte. Mourinhos heutige Arbeit könne er aber nicht mehr beurteilen. "Ich sehe nicht sein Training, sondern nur das Produkt. Und Inter wird ein schwieriger Gegner sein. Das haben Chelsea und Barcelona bewiesen". Inter hat in den vergangenen Spielrunden beide Topklubs eliminiert. "Wir sind total auf Inter fokussiert", versicherte van Gaal, der bei aller Konzentration aber seiner guten Laune treu blieb. Welche Frage ihm in den letzten Tagen nicht gestellt worden sei? Van Gaal schlagfertig: "Diese." Er habe sich aber gewundert, dass er nicht nach der Taktik gefragt worden sei. Nachfrage. Van Gaal schelmisch: "Wir arbeiten viel mit Positionen, die wir wechseln." Noch Fragen? Kurze Pause. "Hahaha."

Bleibt zu hoffen, dass van Gaal und Robben auch heute Abend noch Grund zum Lachen haben.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

München : Butt - Lahm, van Buyten, Demichelis, Badstuber - van Bommel, Schweinsteiger - Robben, Müller, Altintop - Olic. - Trainer: van Gaal

Mailand: Julio Cesar - Maicon, Lucio, Samuel, Zanetti - Stankovic, Cambiasso - Pandev, Sneijder, Eto'o - Milito. - Trainer: Mourinho

Schiedsrichter : Howard Webb (England)