In unserer Serie “Meine Firma“ stellen wir Unternehmen aus der Region und ihre Mitarbeiter vor. Diesmal: Eisbär Eis aus Apensen.

Diese Kurve lässt sicherlich so manch anderen Unternehmer vor Neid erblassen. Sie geht steil nach oben und malt einen Mount Everest des Erfolgs für die Eisbär Eis GmbH in Apensen. In den vergangenen Jahren ist der Umsatz des Eisproduzenten um ein Vielfaches gestiegen. 1980 machte die Firma drei Millionen Euro Umsatz, 2011 waren es rund 100 Millionen Euro, Tendenz steigend.

Dabei liegt der jährliche Eisverzehr in Deutschland seit Jahren gleichbleibend bei etwa acht Litern pro Kopf. Obendrein trägt das Eis, das die Hallen in Apensen verlässt, keine gemeinhin bekannten Namen wie Langnese oder Mövenpick. Die Sorten heißen Mucci, Gelatelli oder schlicht "Ja". Eisbär Eis produziert ausschließlich Handelsmarken, die vor allem in Deutschlands Discountern zu finden sind. Die Geschäftsführer Helmut Klehn, 62, und Martin Ruehs, 50, behaupten, ihr Eis liege in jeder Tiefkühltruhe des Lebensmitteleinzelhandels mindestens einmal.

Die meisten Menschen wissen nicht, dass das Eis, das sie aus der Truhe fischen, in Apensen hergestellt wurde. In den seltensten Fällen steht der Name des Produzenten auf der kühlen Ware. "Die Leute müssen es wissen oder schmecken", sagt Helmut Klehn. Die Kunden von Eisbär Eis sind also weniger die Verbraucher, sondern der Handel. Und der hat einen großen Anteil daran, dass es der Firma so gut geht. Die Lebensmittelhändler führten in den 80er-Jahren die Eiscreme ins Sortiment ein, und seitdem geht die Umsatzkurve von Eisbär Eis steil nach oben.

Wie auch der Einzelhandel kontinuierlich wuchs, expandierte das Unternehmen in Neukloster Jahr für Jahr bis der Betrieb aus den Nähten platzte, und die Geschäftsführung ihre Produktion 1982 nach Apensen verlagerte. Dafür gab's von der Gemeinde ein schönes Geschenk: die Eisbärstraße. Dann kam die Wende, die der Branche 17 Millionen zusätzliche potenzielle Kunden bescherte. Die Marktöffnung gen Osten tat ihr übriges. Heute exportiert Eisbär Eis 25 Prozent seiner Ware nach Westeuropa und in die angrenzenden osteuropäischen Staaten. "Der Einzelhandel geht ins Ausland, und wir gehen mit", sagt Geschäftsführer Martin Ruehs.

Hinter der beeindruckenden Umsatzkurve von Eisbär Eis steckt vor allem die Erfolgsstory der Handelsmarke. Die Handelsmarken-Produzenten teilen inzwischen etwas mehr als 50 Prozent des Eiscreme-Marktes unter sich auf. Insgesamt sind es vier Unternehmen. Der nächste Mitbewerber, dessen Name die Eisbär-Chefs lieber verschweigen wollen, ist in Osnabrück zu finden. Die zwei weiteren haben ihre Standorte in Nordrhein-Westfalen. Ein überschaubarer Markt also, der sich im Laufe der Jahre ausgedünnt hat. Vor 30 Jahren stellten noch 15 Unternehmen die No-Name-Eis-Artikel her. Warum also zählt Eisbär Eis zu den Gewinnern und nicht zu den Verlierern? Was ist das Geheimnis ihres Erfolges?

Die Leiter der Firma begründen die positive Umsatzentwicklung mit den schnellen Entscheidungswegen in der Firma, dem engen Kontakt zu den Kunden und der Innovationskraft. "Heute kann eigentlich jedes Unternehmen Eis herstellen. Das ist nicht besonders schwierig", sagt Helmut Klehn. "Worauf es ankommt, sind die Neuerungen." Damit bei Eisbär Eis zündende Ideen entstehen, hat die Firma ihre Entwicklungsabteilung auf sieben Mitarbeiter aufgestockt. Im vergangenen Winter wurden beispielsweise Mozartkugel-Eis und Crème-Brulée-Eis kreiert. Die Innovationskraft ist für die ganze Mitarbeiterschaft ein wichtiger Motor im Winter. Sie sorgt dafür, dass die 250 Angestellten das ganze Jahr über Arbeit haben, obwohl die Eisproduktion eigentlich ein Saisonbetrieb ist.

Das Unternehmen legt Wert auf organisches Wachstum. Für die Chefs kommt es nicht in Frage, andere Firmen aufzukaufen. "Wir betreiben seit 30 Jahren eine erfolgreiche Firmenpolitik ohne Aufkäufe. Dabei soll es auch bleiben", sagt Helmut Klehn und gibt ein weiteres Versprechen: Den Standort in Apensen nicht zu verlassen.