Stinkende Biomasse ließ die Volksseele brodeln. Heute stellt sich Tesper Unternehmer den Bürgern

Lüdershausen. Anwohner in Lüdershausen beschwerten sich Ende Juli über eine unerträgliche Geruchsbelästigung im Ort. Grund war ein stinkendes Gärsubstrat aus der Bardowicker Biogasanlage Bio-En Nord. Unrechtmäßig war die Substanz von einem Tesper Unternehmen in einem am Ortsrand aufgestellten Gülle-Bottich gelagert worden. Inzwischen hat der Landkreis die weitere Lagerung in dem Gülledepot untersagt und den Abtransport der Gärreste sowie die Reinigung des Gefäßes verfügt. Wie berichtet, ist die Firma der Anordnung nachgekommen.

Darüber hinaus entschuldigte sich der Unternehmer in einem an alle Haushalte im Dorf verteilten Brief. Das allein genügt den Bürgern des kleinen Ortes nicht. Viele Fragen zur Lagerung und dem Umgang mit dem gewerblichen Gärsubstrat stellen sich ihnen.

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Am heutigen Abend können sie die Gelegenheit nutzen, und von dem Unternehmer Antworten auf bisher unbeantworteten Fragen einfordern. Bürgermeister Herbert Meyn hat um 20 Uhr zu einer Bürgerversammlung in den Gemeindesaal eingeladen.

Während in Lüdershausen die Emotionen hoch schlagen, orientiert sich das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg an messbaren Fakten. "Stand der Dinge ist, dass die Firma aus Tespe 800 Tonnen Gärsubstrat aus einer Biogasanlage in einer inzwischen gesäuberten, sogenannten Güllelagune ohne Genehmigung eingelagert hatte", sagt Christina Freifrau von Mirbach, stellvertretende Leiterin des Gewerbeaufsichtsamtes in Lüneburg.

Ab einer Menge von 100 Tonnen wäre die behördliche Prüfung und Zustimmung nötig gewesen. Sie bestätigt gegenüber der Rundschau, dass das Unternehmen ein kostenpflichtiges Revisionsschreiben von der Behörde erhalten habe. Darin werde auf die festgestellten Mängel hingewiesen. Von weiteren Schritten sieht von Mirbach jedoch ab. "Die Firma hat nicht vorsätzlich gehandelt", sagt sie.

Dem Chef sei nicht klar gewesen, dass das Gärsubstrat nicht wie Gülle, sondern wie Abfall hätte behandelt werde müssen. Der Aufforderung, den Bottich zu leeren, sei er sofort nachgekommen. Laut von Mirbach hat das Gewerbeaufsichtsamt unterdessen von dem Betreiber der Biogasanlage und dem Tesper Unternehmen ein Konzept über die künftige Zwischenlagerung der gewerblichen Gärsubstrate aus der Anlage in Bardowick eingefordert.

Um den Gestank weiß die stellvertretende Leiterin des Gewerbeaufsichtsamts nach einem selbst vorgenommenen Riechtest: "Ich habe an dem Kübel gerochen. Das Zeug riecht widerlich, ist aber ein hoch qualifizierter Dünger." Auch von dessen landwirtschaftlich ordnungsgemäßen Verwertung hatten sich ihren Worten zufolge Mitarbeiter des Amtes überzeugt.