Gerade bei jüngeren Frauen macht die Sonografie krankhafte Gewebeveränderungen oft besser sichtbar - wie dieser Fall einer Hamburgerin belegt.

Petra Sengpiel ging alle zwei Jahre brav zum Frauenarzt, um ihre Brust untersuchen zu lassen. "In unserer Familie hatte es nie Brustkrebs gegeben", sagt die 42-Jährige. "Ich habe nicht geraucht, bin nicht übergewichtig, habe zwei Kinder bekommen und lange gestillt. Ich gehörte nicht zu einer Risikogruppe." Bei ihrem langjährigen Gynäkologen ließ sie trotzdem "ab und zu" eine Ultraschallaufnahme von der Brust machen. Auf eigene Kosten.

2006 wechselt sie zu einem jüngeren Arzt mit hochmodernem Ultraschallgerät. Das hat sie gerettet. "Da war der Krebs schon jahrelang gewachsen", sagt sie. "Er saß auf der Rippe unter der Brust und fühlte sich an wie eine kleine harte Erbse. Ich hatte immer gedacht: Das ist eine Drüse."

Auf dem neuen Ultraschallbild war er deutlich zu erkennen - aber nicht auf der am selben Tag erstellten Mammografie. "Wäre ich ohne den vorherigen Befund in die Röntgenpraxis gegangen, hätte man mich dort beruhigt wieder nach Hause geschickt", sagt Petra Sengpiel. Heute fühlt sie sich wohl: Die brusterhaltende Operation und die Nachbehandlung hat sie gut überstanden.

Aber das Problem bleibt. Schon 25 Prozent der Brustkrebspatientinnen sind unter 50 Jahre alt, aber immer wieder wird der Krebs bei jungen Frauen nicht rechtzeitig erkannt. Zwischen 30 und 50 Jahren bleibt ihnen nur die jährliche Tastuntersuchung beim Frauenarzt. Erst ab 50 Jahren können sie alle zwei Jahre am kostenlosen Mammografie-Screening teilnehmen, einer Röntgen-Reihenuntersuchung. Reicht das Abtasten für jüngere Frauen wirklich aus? Das wollten zahlreiche Abendblatt-Leserinnen nach unserem Artikel "Diagnose Brustkrebs" am 17. Juni wissen. Auch Mediziner/innen meldeten sich. Ihre Antwort: Nein, es reicht nicht.

Bei jüngeren Frauen ist das Brustgewebe wesentlich dichter und drüsenreicher als bei älteren. "Auf der Mammografie sind deshalb kleinste Knoten nicht so gut erkennbar", sagt der Hamburger Gynäkologe Dr. Thomas Gent. "Sie werden von anderem Gewebe 'überlagert'." Eine ältere Brust enthält mehr Fettgewebe von geringerer Dichte. Hier kann eine Mammografie Veränderungen gut sichtbar machen.

Ist dann der Ultraschall für Jüngere nicht ideal? Warum gehört er nicht längst zur gesetzlichen Vorsorge für Frauen unter 50?

Ultraschall ist nicht gleich Ultraschall, sagt Dr. Heino Hille, Leiter des Hamburger "Qualitätszirkels Mammadiagnostik", dem Frauenärzte und Radiologen angehören.

"Im Gegensatz zur Mammografie, mit der man seit den 70er-Jahren Erfahrungen hat, wurde der Ultraschall erst seit etwa fünf Jahren aufgewertet."

Eine Ultraschalluntersuchung der Brust dauert bis zu einer Stunde. Der Arzt arbeitet sich dabei quasi mit dem Schallkopf durch die unterschiedlichen Gewebeschichten. Die Auswertung der zahlreichen Bilder erfordert eine spezielle Fortbildung. "Nicht jeder kann 'mal einen Ultraschall machen', das müssen sehr erfahrene Ärzte tun", sagt Dr. Jutta Lübbering-Schmidt, Radiologin und Screening-Ärztin in Hamburg.

Manche Ultraschall-Checks werden mit veralteten Geräten und ohne ausreichende Fachkenntnis angeboten. Eine flächendeckende Qualitätssicherung beim Brust-Ultraschall sei noch nicht erreicht, sagt Dr. Hille - "aber das entwickelt sich zurzeit".

Dennoch rät Dr. Thomas Gent jüngeren Frauen, alle zwei Jahre einen hochauflösenden Ultraschall bei einem qualifizierten Arzt machen zu lassen.

Er hält es für sinnvoll, bei allen Frauen schon mit 35 Jahren eine Basis-Mammografie zu machen und dann bis Mitte 40 jährlich einen Ultraschall: "Eine wirklich gute Diagnostik braucht beides."

Das Mammografie-Screening allein ist auch für Frauen ab 50 keine Garantie für eine gesunde Brust, denn die Ergebnisse sind nicht immer zuverlässig. "Wenn eine Patientin nach dem Screening nach Hause geht, denkt sie: Ich bin gesund", sagt Gent und fährt fort: "Das ist aber möglicherweise nur die halbe Wahrheit."