Als Christian Hansen (19), Till Schäfer (19) und Daniel Podsiadlo (20) in einer Gaststätte an der Hamburger Stadtgrenze auftraten, saßen rund 20 Skinheads im Publikum. Weil sie das Konzert der Deutsch-Rock-Band störten, improvisierte Sänger Christian Hansen einen Song gegen Rechts. Es kam zur Schlägerei und knapp ein Jahr später zur Gerichtsverhandlung.

Vor einem Jahr griffen euch Skinheads nach eurem Konzert in einer Gaststätte an. Was passierte genau?

Christian Hansen: Wir sind als Vorgruppe einer befreundeten Band im »Coupe« in Bönningstedt vor rund 50 Zuschauern aufgetreten. Erst auf der Bühne haben wir erkannt, dass an einem Tisch rund 20 Skinheads saßen. Die grölten und machten dumme Sprüche, sie sahen uns als Hippies an, weil wir damals noch lange Haare hatten. Bei einem ruhigen Stück habe ich dann einen Text gegen rechte Gesinnung improvisiert und zum Schluss »Nazis raus« gerufen. Da kam einer auf die Bühne und warf das Mikrofon um.

Und ihr habt aufgehört zu spielen.

Daniel Podsiadlo: Wir mussten unser Konzert abbrechen und sind aus dem Saal gegangen. Aber die Neonazis folgten uns. Till Schäfer: Sie waren vor allem gegenüber Christian aggressiv, ich habe versucht zu schlichten. Da sind drei Leute auf mich losgegangen und haben mich getreten und geschlagen.

Hat dir niemand geholfen?

Till Schäfer: Eine Freundin hat versucht, einen der Angreifer von mir wegzuzerren. Inzwischen hatte auch jemand die Polizei gerufen. Als die kam, sind die Angreifer geflohen. Ich wurde mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen ins Krankenhaus gebracht, Christian hatte einen Fausthieb abbekommen.

Du hast die Täter angezeigt?

Till Schäfer: Noch im Krankenwagen habe ich Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Christian einen Tag später. Wir waren alle schockiert, weil wir dachten, so was passiert vielleicht anderswo, aber nicht in Hamburg.

Sahen das eure Klassenkameraden und Lehrer genauso? Wie reagierte euer Umfeld in den darauf folgenden Tagen?

Christian Hansen: Eher negativ. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer haben die Geschichte einfach ignoriert. Till Schäfer: Und einige Mitschüler haben gesagt: »Ihr seid ja selber schuld, wenn ihr euch mit Nazis anlegt."

Ungefähr zehn Monate später kam es zur Gerichtsverhandlung, einer der Täter wurde wegen eures und eines anderen Falls angeklagt und verurteilt. Wie war euch dabei zumute?

Till Schäfer: Der Gerichtstermin war von der psychischen Belastung her fast so schlimm wie der eigentliche Vorfall. Zum einen kam durch die Zeugenaussagen das Ereignis immer wieder hoch. Zum anderen war uns mulmig, denn der zur rechten Szene zählende Anwalt Jürgen Rieger verteidigte den Täter. Durch die Akteneinsicht kannte er unsere Adressen, wir waren besorgt, dass auch andere die erfahren könnten.

Trotzdem seid ihr der Überzeugung, dass euer Verhalten richtig war. Warum?

Till Schäfer: Man kann nicht schweigend hinnehmen, dass da Leute sich auf vergangenes Unrecht stützen und dies verbreiten - das ist einfach nicht richtig.

Habt ihr etwas bewirkt?

Christian Hansen: Ja, wir haben gezeigt, dass wir uns nicht einschüchtern lassen.