Die dänischen Impressionisten ließen sich von Italien und ihrer Heimat gleichermaßen anregen.

Das Bogengewölbe fängt den Blick des Betrachters ein, zieht ihn magisch in das Gemälde hinein, bis zum hellsten Punkt. Von dort, von den Kirchenrundfenstern hinter dem Altar, leuchtet ein starkes Licht gleichsam von hinten her die ganze Szenerie aus. Wirft Helligkeit in den Gang und mischt sich dort mit dem Seitenlicht, das auf die Frommen fällt. Vorne links hat sich der Künstler selbst ins Bild gesetzt: Peter Kornbeck, in betender Haltung, den Blick auf den Betrachter gerichtet.

Für ihre Umsetzung des Lichts waren sie berühmt: die dänischen Maler des 19. Jahrhunderts. Auch wenn ihre Technik nicht an die Meisterschaft der berühmten französischen und italienischen Vorbilder heranreicht, so stehen sie derzeit wieder hoch im Kurs. Weil sie ein spezielles Lebensgefühl des Nordens ausdrücken, das rauer ist als im restlichen Europa und doch auf seine Art romantisch.

Das Altonaer Museum zeigt derzeit im Jenisch Haus rund 100 Exponate dänischer Malerei aus dem 19. Jahrhundert. Sie stammen aus zwei Sammlungen: der des Nauenburger Staatsanwalts Wolfgang Lührs, der lange Jahre mit seiner verstorbenen Frau die Gemälde aus ganz Dänemark zusammengetragen hat - überwiegend aus der Epoche des Goldenen Zeitalters. Den zweiten Teil steuert die Sastre AG / Sammlung Kunst der Westküste bei, hauptsächlich mit Werken aus der Künstlerkolonie Skagen; im Anschluss an die Ausstellung werden sie ein neues Museum auf Föhr bestücken. Wer bei Impressionismus vor allem an Monet und Degas denkt, wird hier überrascht sein: Die Gemälde zeigen statt eines Seerosenteichs die Nordsee, statt einer Tanzklasse im Tutu hart arbeitende Bauern, deren Anstrengung förmlich greifbar ist. Und doch ist der gemeinsame künstlerische Hintergrund unverkennbar. Schließlich waren auch die Dänen angetreten, die Strenge des Neoklassizismus zu überwinden und eine eigene, naturalistische wie subjektive Bildsprache zu erfinden.

Bereits im 18. Jahrhundert hatte sich in Kopenhagen eine eigenständige Kunstszene entwickelt. 1754 war die dänische Kunstakademie gegründet worden. An ihr lehrten die damals bedeutendsten Künstler ihrer Zeit, der Landschafts- und Historienmaler Nicolai Abildgaard und der Porträtmaler Jens Juel.

Auf sie folgte die Generation des Goldenen Zeitalters (1830-1870): Die Maler verließen die Ateliers, um im Freien zu schaffen. Sie studierten auch antike Vorbilder, und manche ihrer Landschaften sind nach einem Idealbild komponiert statt nach der Wirklichkeit. Doch waren die jungen Künstler kontaktfreudig und hungrig auf Inspirationen. Sie verließen Kopenhagen, um ins Ausland zu reisen, vor allem nach Italien. Die dänischen Maler waren von der italienischen Lebensart begeistert, die ihnen fremdartig und faszinierend sinnlich zugleich vorkam.

"Von der südländischen Genremalerei angeregt, entstanden dann Gemälde, die alles Mögliche mischten", sagt die Kunsthistorikerin Dr. Nicole Tiedemann, "zum Beispiel die italienische Landschaft mit dem Licht des Nordens." Immerhin erwuchs aus dem Stellenwert der neuen Landschaftsmalerei ein dänisches Nationalbewusstsein, das wiederum auf ganz Europa zurückstrahlte. Lebhaft war der kulturelle Austausch zwischen den Ländern. In dem kleinen Fischerdorf Skagen, das für sein Licht berühmt war, entstand eine der produktivsten Künstlerkolonien in Europa. Nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer, Architekten, Schriftsteller und Musiker bevölkerten die Kolonie zwischen 1870 und 1910. Hier entstand die stilistisch eigenständige Skagener Schule: stimmungsvolle Bilder, die in freier Natur entstanden und die das "einfache Volk" zeigten, Fischer und Arbeiter, die bereit waren, sich für wenig Geld porträtieren zu lassen. Ab 1890 verband eine Eisenbahn Skagen mit dem Rest der Welt: und der reiste begeistert ins aufregende Dänemark. Die seit 1875 erhaltenen Gästebücher des Hotels Brøndum in Skagen zeugen von zahlreichen Feierlichkeiten. Die Ausstellung im Jenisch Haus gibt nun einen Einblick in diese aufregenden Jahrzehnte: vom Höhepunkt der Kopenhagener Schule bis zum Ende der Skagener Künstlerkolonie.


Von Kopenhagen nach Skagen Jenisch-Haus, Baron-Voght-Straße 50, bis 2.11., Di-So 11-18 Uhr. www.altonaermuseum.de