Das Helms-Museum plant eine grundlegende Umgestaltung seiner Archäologischen Dauerausstellung.

"Hoher Sinn liegt oft im kindschen Spiel", so formulierte es Schiller in seinem Gedicht "Thekla". Diese Erkenntnis machten sich auch die Mitarbeiter/innen des Helms-Museums zunutze, als es darum ging, Pläne für eine längst überfällige und grundlegende Neugestaltung der Archäologischen Dauerausstellung zu entwickeln.

Herausgekommen ist ein in der Hamburger Museumslandschaft außergewöhnliches Konzept, das einen lebendigen und faszinierenden Einblick in die Vor- und Frühgeschichte Norddeutschlands bieten wird. Für die Umsetzung hatte sich das Helms-Museum entschlossen, Neues zu wagen: Als Partner für die Gestaltung konnte die Firma Ravensburger mit ihrer innovativen Freizeit- und Promotion-Service GmbH gewonnen werden. Das Unternehmen stellt seine 125-jährige Erfahrung zur Verfügung, um für die Zielgruppen Familien und Schulklassen wie auch Museumsbesucher ohne Vorkenntnisse eine attraktive Ausstellungsform zu schaffen. Eine didaktisch ausgefeilte Vermittlungsstrategie verfolgt das Ziel, sowohl neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu präsentieren als auch diese einem breiten interessierten Laienpublikum verständlich zu machen. Der Zugang zur Ausstellungsthematik erfolgt hierbei spielerisch und erlebnisorientiert.

Welche Überraschungen die Besucher künftig erwarten, erläutert Prof. Rainer-Maria Weiss, der Direktor des Museums: "Dreh- und Angelpunkt der Präsentation ist der Mensch, der sich im Laufe seiner Geschichte auf sehr unterschiedliche Art und Weise mit der Natur und seiner Umgebung auseinandersetzen musste. Die gesamte Ausstellungsfläche von ca. 1200 Quadratmetern wird zu einer archäologischen Erlebnislandschaft umgestaltet. In dieser begeben sich die Besucher auf eine spannende Zeitreise. In Eigenregie und aktiv durch Anfassen und Ausprobieren können sie die Kulturgeschichte des Menschen spielend und mit allen Sinnen erforschen." Das künftige "Landesmuseum für Archäologie Hamburg" besitzt mit über 1,5 Millionen katalogisierten Objekten eine der größten archäologischen Sammlungen Norddeutschlands. 200 000 Jahre Menschheitsgeschichte, von der frühen Steinzeit bis zum Mittelalter, werden hier anhand von seltenen Fundstücken, Modellen, Dioramen und Rekonstruktionen eindrucksvoll (be-)greifbar gemacht. Durchgängiges Leitmotiv ist der enge Bezug zur Gegenwart, der oft durch einen Ausblick auf die mögliche Zukunft erwirkt wird.

Die thematische Neugestaltung zieht aber auch bauliche Veränderungen nach sich. Die beiden Ausstellungsebenen, ein Erd- und ein Obergeschoss, bilden die Grundstruktur für das in zwei Zeitebenen angelegte Gestaltungskonzept.

Während das Parterre zum Schauplatz der vor- und frühgeschichtlichen Zivilisationen wird, fungiert das obere Stockwerk als Bühne der heutigen Kultur und schlägt gleichzeitig eine Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Durch genaues Hinschauen können die jungen Besucher "Schätze" entdecken, Gegenstände zu neuem Leben erwecken und in eine weit zurückliegende Welt eintauchen.

Welche augenfälligen Änderungen wird es in der Ausstellung darüber hinaus geben? Die bisherige, traditionelle Präsentation war streng chronologisch und nach archäologischen Kulturen angeordnet. Die neue Dauerausstellung wird dagegen nach ausgewählten Themenschwerpunkten gegliedert sein, die alle miteinander in Bezug stehen. Neben dem Menschen, seiner Kultur und Umwelt wird auch die Archäologie als wissenschaftliche Disziplin beleuchtet. Archäologie verfolgt die Spur der Menschheitsgeschichte. Und die Museumsbesucher sollen diese Spur aufnehmen. Die Ausstellung will weiterhin aufzeigen, welche Faktoren der Kulturgeschichte sich gegenseitig beeinflusst haben. Die jeweiligen Themen sollen als Einheit empfunden und keineswegs separat abgehandelt werden. Herausragende Funde der Region werden beispielhaft für die Kulturgeschichte Deutschlands und Europas optisch herausgestellt.

Diese speziellen Exponate bilden mit den Themenschwerpunkten einen roten Faden, der Erd- und Obergeschoss miteinander verbindet.

Das Ausstellungsdesign ist so gestaltet, dass die Besucher angeregt werden, Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen. Sie sollen aktiv durch die Ausstellung gehen, Fragen stellen und Zusammenhänge zwischen Vorzeit und Gegenwart entdecken. Was für manchen Besucher auf den ersten Blick vielleicht abstrakt aussehen mag, wird sich beim Rundgang durch die einzelnen Abteilungen logisch aufklären. Kulturgeschichtliche Abläufe werden verständlicher. In weniger als einem Jahr wird das Helms-Museum wieder seine Pforten öffnen. Als Termin für die Neueröffnung ist der März 2009 geplant. "Durch den eigentätigen Umgang mit der Materie wird die Exponaterkundung zum Erlebnis, der Besucher selbst zum Archäologen", prophezeit Professor Weiss. Die Hamburger dürfen gespannt sein!


Neue Archäologische Dauerausstellung Helms Museum, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg, Eröffnung im März 2009.