Kuppeln, Türmchen, Säulen, Erker und Simse. Dazu viel Gold, Türkis oder Hellblau. Wer an russische Architektur denkt, hat jene verschwenderische Gestaltung und Formenpracht vor Augen, die vorsowjetische Bauten kennzeichnen. Was nach einer interessanten Frühphase in staatlichen Planungsbüros entworfen wurde, ist kaum mehr der Rede wert. Das übliche Einerlei der Plattenbauten. Wie sieht russische Architektur der Gegenwart aus?

Diesem bisher kaum beachteten Aspekt in der Entwicklung des jungen Russland widmet sich jetzt das Wenzel-Hablik-Museum mit der Ausstellung "Russland heute/Russia Now: Architektur + Design". Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Berliner Architekten und Autoren Philipp Meuser. Mit großformatigen Fotografien und erläuternden Texten stellt das Haus jeweils mehrere Positionen aus Architektur, Innenarchitektur und Produkt- oder Grafikdesign vor. Besonderes Augenmerk legen die Kuratoren auf die Vielfalt der Stile. Bei aller Subjektivität der Auswahl entspricht das durchaus der Produktivität junger russischer Gestalter. In Russland hat sich eine äußerst kreative Szene entwickelt, die sich in Architektur, Innenarchitektur und Design einen internationalen Namen gemacht hat. Knapp 20 Jahre nach dem Zerfall der UdSSR kristallisiert sich eine neue russische Identität heraus, die im Globalisierungszirkus deutliche Akzente zu setzen vermag.

Da gibt es etwa das Wohngebäude "Patriarch" in Moskau. Ein hoch aufragendes Bauwerk, das mit seiner aufwendigen Fassadengestaltung an traditionelle russische Architektur anknüpft. Das Wohngebäude "Stolnik" beeindruckt dagegen mit kühnen Schwüngen, einem filigranen Gewirk aus Stahl. Auch ein Blick ins Innere der Räume offenbart die Gleichzeitigkeit von Tradition und Moderne.


Wenzel-Hablik-Museum , Reichenstraße 21, 25524 Itzehoe, 6.7.-19.10., Di-Fr 14-17, Sa 14-18, So 11-18 Uhr. www.wenzel-hablik.de