Wilhelm Hornbostel über Kunstliebhaber Harold A. Hartog, einen der größten Förderer des Museums.

"Er war ein außergewöhnlicher Mann und dabei eine wirklich reine Seele", sagt Prof. Wilhelm Hornbostel, der noch ganz erfüllt ist von den zahlreichen Begegnungen mit einem der ganz großen Mäzene des Museums für Kunst und Gewerbe. Kurz vor Ende seiner Amtszeit als Direktor hat Hornbostel noch einmal in sein Büro gebeten, das sich im Hartog-Flügel des Museums befindet, um über Harold A. Hartog zu sprechen. Sichtlich bewegt berichtet der Ende Mai aus dem Amt geschiedene Direktor von dem außergewöhnlichen Lebensweg dieses Industriellen, Kunstliebhabers, Sammlers und - Hornbostel scheut nicht dieses ein wenig pathetisch klingende Wort - Wohltäters. Hartog war holländischer Jude, sein Vater gehört zu den Begründern des Unilever-Konzerns. Aufgrund einer späten Heirat lebte er seit den 60er-Jahren in Hamburg. Hartog sammelte holländische Landschaftsmalerei, seine große Leidenschaft galt aber den chinesischen Porzellanen. Dadurch gewann er ein enges Verhältnis zum Museum. Hornbostel berichtet über ein viele Jahre währendes ebenso großzügiges wie auch ein wenig kurioses Schenkungsritual: "Meist gegen Jahresende durfte ich mit den beiden Porzellan-Expertinnen des Museums zu ihm ins Haus kommen und aus seiner Sammlung, die über mehrere Räume verteilt war, ein oder zwei besonders schöne Stücke fürs Museum auswählen. Einige Tage später kam er dann mit seinem Chauffeur und brachte uns die Objekte und wir pinselten mit roter Farbe unsere Inventarnummer auf die Unterseite. Dann wurden sie wieder eingepackt und zurückgebracht, denn Harold wollte sich auch weiterhin mit seinen Lieblingen umgeben, die nun allerdings uns gehörten und für ihn nur noch Leihgaben waren, die er sogar versichern musste."

Am 23. September 2007 starb Harold A. Hartog wenige Monate vor seinem 97. Geburtstag in Hamburg. Als das Testament eröffnet wurde, stellte sich heraus, dass das Museum für Kunst & Gewerbe die komplette Ostasiatika-Sammlung erbte -für das Museum ein grandioser Zuwachs. "Doch Hartog hat uns auch darüber hinaus über Jahrzehnte hin unglaublich viel Gutes getan. Er hat dauerhaft Personalkosten finanziert, er kam für den Aufbau der neuen Ostasienabteilung auf und für vieles andere auch. Allein für den kompletten Umbau der Mittelachse, des jetzigen Hartog-Flügels, in dem sich nun die Fayence- und Porzellansammlung, Ausstellungsräume, Büros und Toiletten befinden hat er 5,5 Millionen Euro bezahlt. Insgesamt unterstützte Harold Hartog unser Haus im Lauf der Jahre mit einem Betrag von etwa 15 Millionen Euro."

Wie kann man seine Dankbarkeit für ein solch großherziges Geschenk zeigen? Als der Mäzen Prof. Hornbostel nicht lange vor seinem Tod in dessen Büro besuchte, sagte der Museumsdirektor: "Lieber Harold, wir würden den von Dir finanzierten Mitteltrakt gern Hartog-Flügel nennen." Als der alte Herr das ablehnen wollte, sagte sein Chauffeur, ein resoluter Mecklenburger, harsch: "Herr Hartog, Sie machen das jetzt so, wie der Herr Professor das sagt." Da der Mäzen nichts mehr darauf entgegnete, wertete Hornbostel das als Zustimmung.