Moskau. Nach dem Gegenwind, der dem US-Präsident in Berlin entgegenblies, warten in Russland nun ein paar stressfreie Tage auf das Ehepaar Bush. Erstens sorgt auch in den Gastgeberstädten Moskau und St. Petersburg ein gewaltiges Polizeiaufgebot für Ruhe im Lande. Es herrscht Alarmstufe eins - auch angesichts der üblichen Geheimdienst-Warnungen vor möglichen Anschlägen der Tschetschenen. Zudem funktioniert das Räderwerk der Macht ausgezeichnet, wenn es gilt, unliebsame Kritiker der offiziellen Linie mundtot zu machen. Jeder Russe weiß das und wird es sich deshalb dreimal überlegen, ob er an einer Demonstration gegen US-Präsident George Bush teilnehmen soll. Zwar gehören die USA noch immer zu den unbeliebten Staaten, zwar wird Washington von den russischen Nationalisten vorgeworfen, die Weltherrschaft an sich reißen zu wollen. Aber angesichts des Risikos, umgehend in den Knast zu wandern, hatte sich nur eine Hand voll Protestler in Moskau versammelt: Die rund 300 Demonstranten vor der US-Botschaft bezeichneten Bush in Sprechchören als "Terrorist" und "Imperialist", der die Weltherrschaft anstrebe. Die geringe Zahl der Protestler erklärt sich auch aus der Wertschätzung für Wladimir Putin heraus: Selbst russische Bush-Gegner wollen ihrem Präsidenten die große weltpolitische Show nicht verderben. Schon sechs Stunden vor der Landung der "Airforce One" mit dem US-Präsidenten an Bord wurde der Luftraum über dem Moskauer Flughafen Wnukowo-II gesperrt. Dreißig Minuten vor dem Aufsetzen der Präsidentenmaschine starteten zehn Kampfhubschrauber vom Typ Mi-8, um die Landung zu sichern. Am Boden wachten Scharfschützen. Die Fahrzeugkolonne des US-Präsidenten raste anschließend zum Kreml, bewacht durch Geheimpolizisten in Zivil. Die Medien hatten Zuschauer zuvor gewarnt, heftige Handbewegungen in Richtung Kolonne zu machen: "Sie könnten unangenehm überrascht werden. Durch die Kugel eines Scharfschützen."