Ende 2011 gab es 81,8 Millionen Menschen in Deutschland. Wanderungsüberschuss von knapp 280.000. In neuen Ländern schrumpft die Zahl.

Berlin/Kiel. In Deutschland ist erstmals seit knapp einem Jahrzehnt die Bevölkerung wieder angewachsen. Ende 2011 wurden gut 81,8 Millionen Einwohner gezählt – 92.000 oder 0,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. „Hauptursache war die deutlich gestiegene Zuwanderung in 2011“, schrieben die Statistiker. Die Schuldenkrise, die EU-Erweiterung und die Liberalisierung des deutschen Arbeitsmarktes treibe viele Ausländer dazu, ihr Glück hierzulande zu suchen. Ohne die Migranten würde die Einwohnerzahl weiter schrumpfen.

Während vor hundert Jahren viele Deutsche keine Chancen auf ein auskömmliches Leben sahen und nach Amerika aufbrachen, verlassen nun viele EU-Bürger ihre Heimat in der Hoffnung auf einen Arbeitsplatz in Deutschland. Im vergangenen Jahr zog es 958.000 Menschen nach Deutschland, während 679.000 das Land verließen. Unter dem Strich ergibt sich damit ein Wanderungsüberschuss von 279.000 Personen, so viel wie zuletzt 2001.

Die Zahl der Auswanderer stieg besonders stark in den Ländern, in denen die Schuldenkrise dem Arbeitsmarkt die Luft abschnürt: Aus Griechenland kamen 90 Prozent mehr Einwanderer (plus 11.000 Personen) und aus Spanien 52 Prozent (plus 7000) mehr. Das Gros der Zuwanderung kommt aber nicht aus diesen Euro-Sorgenländern, sondern aus den acht Staaten, die 2004 der Europäischen Union beigetreten sind. Mit Grund dürfte sein, dass im Mai 2011 die letzten Schranken zum deutschen Arbeitsmarkt gefallen sind.

+++Zensus in der Hansestadt: Hamburg unter der Lupe+++

Ohne die Zugezogenen wäre 2011 die Bevölkerung im Vergleich zum Vorjahr um 190.000 Menschen geschrumpft. Denn im vergangenen Jahr wurden 663.000 Kinder geboren während 852.000 Menschen starben. Die Zahl der Neugeborenen sank wieder, im Vergleich zu 2010 um 15.000, was einer Abnahme von zwei Prozent entspricht.

Schleswig-Holstein hat so viele Einwohner wie noch nie, auch Hamburg wächst

In Schleswig-Holstein leben so viele Menschen wie noch nie zuvor. 2.837.641 Einwohner und damit 3382 mehr als im Vorjahr lebten Ende 2011 im Norden, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Die Bevölkerung des nördlichsten Bundeslandes wuchs demnach bereits im dritten Jahr hintereinander. Mit 268 zusätzlichen Schleswig-Holsteinern wurde sogar die bisherige Rekordmarke von 2007 übertroffen.

Hamburg zählt gemeinsam mit Schleswig-Holstein zu den sieben Bundesländern, in denen die Bevölkerung wächst. Ende vorigen Jahres lebten 1.798.836 Menschen in der Hansestadt, 12.388 mehr als ein Jahr zuvor.

In den Bundesländern gibt es bei der Bevölkerungsentwicklung große Unterschiede. Am stärksten wuchs die Einwohnerzahl in Bayern mit einem Plus von 57.000, gefolgt von Berlin (41.000) und Baden-Württemberg (32.000). Zuwächse wurden auch in Hessen (25.000), Hamburg (12.000), Schleswig-Holstein (3000) und Bremen (600) registriert. In allen neuen Bundesländern sowie in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und im Saarland war die Einwohnerzahl dagegen rückläufig. Besonders hoch fiel der Bevölkerungsrückgang in Sachsen-Anhalt (22.000) sowie in Thüringen (14.000) und Sachsen (12.000) aus.

(Reuters/dpa/abendblatt.de)