Deutsche Kommunen sollen Gemeinden aus EU-Krisenstaaten helfen. Städtepartnerschaften sollen die Welt enger zusammenrücken lassen.

Berlin. Es sollen Grenzen überwunden, emotionale Brücken gebaut, Menschen versöhnt und einander näher gebracht werden. Städtepartnerschaften sollen die Welt enger zusammenrücken lassen. Die Kieler waren 1925 die Ersten in Deutschland, die eine Partnerschaft mit einer Stadt aus einem anderen Land - in dem Fall Sonderburg in Dänemark - eingingen.

Hamburg hat heute neun Partnerstädte weltweit. Europäische Partner sind Prag, Marseille und St. Petersburg. Nach Vorstellungen des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) könnte die Stadt sich auch um neue Partner bemühen, vornehmlich aus den kriselnden EU-Staaten Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und Irland.

Der DStGB wolle die deutschen Städte und Gemeinden ermutigen, in dieser Krisenzeit in kommunaler Solidarität zusammenzustehen und zusammenzuarbeiten, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Abendblatt. Es wäre nicht nur ein Zeichen, eine neue europäische Städtepartnerschaft einzugehen, so Landsberg, "gerade in einem Land mit großen Problemen". Es müsse nicht direkt mit der Unterzeichnung einer Städtepartnerschaftsurkunde beginnen, betonte Landsberg. "Zusammenarbeit kann sich auch in einem Austausch der Schulen oder der Kommunalverwaltungen ausdrücken", sagte er weiter. Kommunale Experten aus allen Bereichen - zum Beispiel öffentliche Finanzen, Ver- und Entsorgung, Ordnung, Infrastruktur - könnten laut DStGB-Hauptgeschäftsführer in den Gemeinden anderer Staaten mithelfen, Probleme zu lösen. Zugleich forderte Landsberg eine intensivere Zusammenarbeit bei den bestehenden deutsch-europäischen Städtepartnerschaften. Er appellierte an den Bund, Länder und die Europäischen Union, "die kommunalen Partnerschaften systematisch in die gemeinsame europäische Solidarität und die gegenseitigen Hilfsaktionen einzubinden und für diese zu aktivieren". Er verdeutlichte: "Staaten helfen Staaten - Kommunen helfen Kommunen: Das könnte das Motto einer neuen Dimension europäischer Solidarität sein."

Landsberg verwies vor allem auf Griechenland, wo sich "Töne einer aggressiv ablehnenden Haltung gegen Deutschland" gezeigt hätten. Die Entwicklungen in Griechenland hätten zudem in dramatischer Weise gezeigt, dass eine staatliche Finanzkrise rasch zu Unruhen, zu einer Gefahr des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung führen könne. Gerade jetzt seien daher die deutsch-griechischen Städtepartnerschaften gefragt. Zurzeit seien in Deutschland 37 Städtepartnerschaften zwischen griechischen und deutschen Kommunen registriert. Insgesamt gebe es über 700 deutsche kommunale Partnerschaften mit Staaten, die aktuell mit großen finanziellen Sorgen konfrontiert sind. Landsberg zählte dazu Italien, Portugal, Spanien und Irland.

Die internationalen Partnerschaften der Städte und Gemeinden seien der ideale Ort der internationalen Begegnung von Menschen, lobte der DStGB-Hauptgeschäftsführer die bisherige Geschichte der grenzüberschreitenden kommunalen Beziehungen. Diese seien Völkerverständigung im bestverstandenen Sinne. "Staaten mögen Diplomatie betreiben. Aber die Städtepartnerschaften bringen die Menschen zusammen - Jung und Alt", betonte er. "Aber sie sind noch mehr", so Landsberg. Kommunale Partnerschaften würden auch als Plattform genutzt, um Demokratisierungsprozesse in Staaten zu unterstützen, in denen Rechtsstaatlichkeit und Freiheit noch erkämpft werden müssen. Kommunale Partner in Industriestaaten und Schwellenländern oder der Dritten Welt arbeiteten zusammen und lernten voneinander.