Parteichef Gabriel soll die Hauptrede in der Haushaltsdebatte halten. Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender werden operiert.

Berlin. Die SPD hat weitere Weichen für die Abwesenheit ihres Fraktionschefs Frank-Walter Steinmeier gestellt, der seiner Frau Elke Büdenbender eine Niere spenden will . Eine dreitägige Fraktionsklausur in der ersten September-Woche in Magdeburg wurde abgesagt. Stattdessen wollen die SPD-Parlamentarier in verkürzter Form unter Leitung des Interimsvorsitzenden Joachim Poß in Berlin beraten. Anstelle von Steinmeier wird voraussichtlich Parteichef Sigmar Gabriel die Hauptrede bei der ersten Lesung des Haushalts 2011 Mitte September im Bundestag halten. In der SPD-Fraktion gab man sich zuversichtlich, dass Steinmeier bei der abschließenden Lesung des Etats im November selbst wieder im Plenum reden kann.

Steinmeier (54) bereitete sich am Dienstag mit seiner Frau Elke Büdenbender (48) auf die gemeinsame Operation vor. Der mehrstündige Eingriff war für den Nachmittag geplant. Der Fraktionschef hatte am Montag angekündigt, er stelle sich als Organspender für seine an einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung leidende Frau zur Verfügung. Deshalb nehme er voraussichtlich bis Oktober eine politische Auszeit.

Nach Korrekturen an der Rente mit 67 , die nach anfänglichem Widerstand Steinmeiers beschlossen wurde, fällt seine Pause in eine Zeit weiterer Kursentscheidungen in der SPD. Bereits am nächsten Montag will der SPD-Vorstand die Leitanträge für den Sonderparteitag am 26. September verabschieden. Im Mittelpunkt dabei steht ein Konzept zur Wirtschafts- und Steuerpolitik, an dem Poß noch arbeitet. Erwartet wird, dass darin eine deutliche Anhebung des Spitzensteuersatzes und der Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge sowie die Einführung einer Finanztransaktionssteuer und die Verschärfung der Erbschaftssteuer vorgeschlagen werden. Außerdem will die SPD die Wiedereinführung der Vermögensteuer fordern. Seine Bedenken gegen diesen Punkt hatte Steinmeier bereits beim letzten Parteitag in Dresden fallen gelassen.

Über den Ort des medizinischen Eingriffs und den genauen Ablauf wollten sich Mitarbeiter Steinmeiers nicht äußern. Das Ehepaar hatte sich auch wegen der langen Wartezeiten auf Organe von Verstorbenen zu einer Nieren-Lebendspende entschlossen. Nach Angaben des Transplantationszentrums der Universität München beträgt der durchschnittliche Klinikaufenthalt nach einem solchen Eingriff sieben bis zehn Arbeitstage, die Arbeitsunfähigkeit zwischen vier Wochen und drei Monaten.

Nach Angaben der Ärzte kann es auch bei Lebendspendern zu Komplikationen kommen. Häufig seien Wundheilstörungen, erhöhte Temperaturen oder Harnweginfekte. Die meisten Komplikationen bildeten sich aber schnell zurück und seien auch langfristig ohne Bedeutung. Generell könnten Spender mit der verbleibenden Niere sehr gut leben. Sie übernehme voll die Funktion des entfernten zweiten Organs. Den Medizinern zufolge funktioniert eine transplantierte Niere etwa 15 Jahre.