Vorsitzender des Tourismusausschusses riet im Abendblatt von Reisen nach Ägypten ab. Reiseverband spricht von “schlechtem Stil“.

Berlin. Die Krisenstaaten Ägypten und Griechenland stehen bei deutschen Touristen derzeit nicht hoch im Kurs. Dass der Vorsitzende des Tourismusausschusses im Bundestag, Klaus Brähmig, im Abendblatt allerdings unmittelbar vor der Eröffnung der Reisemesse ITB vor Reisen nach Ägypten abriet , sorgte in der Reisebranche für besonders heftigen Unmut. Ägypten ist in diesem Jahr Partnerland der Messe und wirbt um verloren gegangenes Vertrauen nach der Revolution. Brähmig hatte gesagt: "Die deutschen Touristen sollten sich fragen, ob ein Urlaub in einem Land sinnvoll ist, in dem Menschenrechte missachtet und Minderheiten drangsaliert werden." Aus seiner Sicht müssten diese Werte in einem Land beachtet werden, damit Touristen auch guten Gewissens hinreisen könnten. Vom demokratischen Aufbruch in Ägypten sei nicht viel übrig geblieben.

Der Deutsche Reiseverband (DRV) wies die Äußerung mit harschen Worten zurück: "Es ist nicht nur schlechter Stil, sondern geradezu unverantwortlich, zum Auftakt der weltgrößten Tourismusmesse ITB Berlin von Reisen nach Ägypten abzuraten", sagte DRV-Präsident Jürgen Büchy. Gerade jetzt brauche das Land die Unterstützung aus dem Ausland. Der Tourismus sei einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Ägypten, die Menschen seien auf die Einnahmen angewiesen.

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In den Streit schaltete sich auch der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Ernst Burgbacher (FDP), ein. Deutschland müsse Ägypten unterstützen und nicht an den Pranger stellen, sagte Burgbacher der "Leipziger Volkszeitung". Der Tourismus sei eine wichtige Einnahmequelle und damit auch ein stabilisierender Faktor für das Land. Boykotts hätten sich in der Vergangenheit vielfach kontraproduktiv ausgewirkt und nur zu Abschottung und Radikalisierung geführt.

Der Reiseveranstalter Thomas Cook berichtete gestern, dass sich die Gäste sowohl in Ägypten wie auch in Griechenland auffällig zurückhielten. Tunesien, das im vorigen Jahr nach den politischen Unruhen ebenso wie Ägypten einen Einbruch bei den Urlauberzahlen verkraften musste, habe dagegen ein echtes Comeback geschafft. Die Türkei setze ihr Wachstum ungebrochen fort. "Griechenland hat im vergangenen Jahr von der Situation in Nordafrika profitiert. In diesem Jahr schlagen die Ereignisse in Athen auf das Image des Landes durch", sagte Deutschland-Chef Peter Fankhauser.

Auch der Duisburger Reiseveranstalter Alltours hatte zuvor berichtet, Griechenland werde von den Deutschen gemieden. Viele Urlauber verwechselten Rhodos mit Athen. "Sie glauben, überall gibt es Demonstrationen und Aversionen gegen Deutsche wegen der harten Sparpolitik, welche die Griechen (Kanzlerin) Angela Merkel anlasten", sagte Alltours-Chef, Willi Verhuven, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Der Veranstalter FTI Touristik stellte dagegen eine sehr gute Entwicklung der Buchungszahlen für Ägypten und Tunesien fest. "Sowohl die Zahlen für den Winter 2011/12 als auch die Vorausbuchungen für den Sommer 2012 sind mehr als zufriedenstellend", sagte Geschäftsführer Dietmar Gunz. Wenn die Entwicklung anhalte, werde FTI im Geschäftsjahr 2011/12 mehr Gäste in diesen Ländern verzeichnen können als vor dem Arabischen Frühling.