Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, äußer sich besorgt über die Tendenzen. Sektenbauftragte könnten vorbeugen.

Köln. Die Integrationsstudie des Innenministeriums muss viel Kritik einstecken, doch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat eingeräumt, dass sie in großen Teilen Recht hat. Er hat sich besorgt über Radikalisierungstendenzen unter jungen Muslimen in Deutschland geäußert. Ausgrenzungserfahrungen und Diskriminierungserlebnisse würden die Radikalisierung bei muslimischen Jugendlichen befördern, bestätigte Mazyek die Ergebnisse der Integrationsstudie des Bundesinnenministeriums dem ARD-Portal tagesschau.de in Hamburg. „Oft verbinden sich diese Erfahrungen leider mit einer fanatisierten Islamvorstellung.“

Die große Mehrheit der Muslime in Deutschland sei friedliebend und integrationswillig, betonte Mazyek. Er forderte neben Prävention und Aufklärung eine „deutlichere Kultur der Wertschätzung“. Der Zentralrat der Muslime werbe seit Jahren im Kampf gegen extremistische Strömungen für eine Zusammenarbeit mit den muslimischen Verbänden.

Mazyek appellierte an die Politik, die Selbstverantwortung und Mündigkeit muslimischer Bürger zu stärken und mit ihnen gemeinsam gegen Extremismus zu kämpfen. Er forderte entsprechend ausgebildete Sektenbeauftragte für den Islam. „Wir wollen Scouts in den muslimischen Gemeinden, die über die Ideologisierung von Religionen aufklären“, sagte Mazyek.

Der in Köln ansässige Zentralrat der Muslime kümmert sich nach Angaben von Mazyek seit Jahren intensiv um Aufklärung und ein richtiges Verständnis des Islam. Der Verband biete Lehrgänge für Imame, um deren Sensibilität für extremistische Tendenzen zu erhöhen. Weiter gebe es Handreichungen für Predigten im Freitagsgebet. 2008 gab es den Angaben zufolge eine Aufklärungskampagne „Kein Hass im Islam“ in den Gemeinden. Außerdem habe der Zentralrat konkrete Internetseiten öffentlich gemacht, auf denen extremistische Propaganda verbreitet wird und Anhänger rekrutiert werden.

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Laut der Integrationsstudie im Auftrag des Bundesinnenministeriums befürworten 78 Prozent der deutschen Muslime Integration. Bei den nichtdeutschen Muslimen sind es hingegen nur 52 Prozent. Zudem machten die Forscher bei jungen Muslimen zwischen 14 und 32 Jahren eine „Subgruppe“ Integrationsunwilliger mit Tendenz zu Gewaltakzeptanz aus. Bei deutschen jungen Muslimen umfasst diese Gruppe demnach 15 Prozent, bei jungen nichtdeutschen Muslimen sogar 24 Prozent. (epd)