Normalerweise werden Studien in Auftrag gegeben, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dass ein Teil der in Deutschland lebenden jungen Muslime Probleme mit der Integration hat, ist aber alles andere als neu. Die bundesweite Erregungswelle zum Thema hier Geborene und Zugewanderte schwappte zuletzt während der Diskussion um Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" über das Land. Alle Argumente wurden von allen Seiten ausgetauscht. Bahnbrechend neue sind seither nicht hinzugekommen.

Wenn es also nicht der reine Wissensdurst war, der Bundesinnenminister Friedrich (CSU) bewogen hat, die Untersuchung in Auftrag zu geben, könnten noch politische Motive vermutet werden. Tatsächlich hebt Friedrich in seiner ersten Stellungnahme die "erschreckend hohe Zahl" von 15 Prozent Integrationsfeinden hierzulande hervor. Er hätte andererseits auch die 80 Prozent weltoffenen, integrationswilligen und in unserer Gesellschaft angekommenen Migranten in den Fokus stellen können. Hat er aber nicht, und das lässt den Verdacht aufkommen, dass es bei diesem hochemotionalen Thema vor allem um die Mobilisierung des eigenen Lagers gegangen ist.

Dass es ernsthafte Probleme vor allem mit jungen muslimischen Männern gibt, dass ganze Viertel in Großstädten zu Parallelwelten mutieren, dass auch demokratiefeindliches bis terroristisches Gedankengut in kleinen Kreisen gepflegt wird, ist hinlänglich bekannt und wird auch von keinem ernsthaften Politiker bestritten.

Der Lösung dieser Probleme kommt man allerdings auch mit der x-ten Studie zum Thema keinen Deut näher. Hier ist vielmehr praktisches Handeln getreu dem Motto "Probieren geht über Studieren" gefragt. Eine Aufgabe, der sich auch der Bundesinnenminister stellen könnte.