Er wollte sein eigenes Ministerium abschaffen. Dirk Niebels wundersame Reise zwischen den Fettnäpfchen. Nächster Halt: WM in Südafrika.

Jerusalem/Hamburg. In Berlin gilt er als der „Mann mit der Mütze“. Denn Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) trägt seine militärische Käppi bevorzugt bei Auslandseinsätzen in Afrika, wo er als verantwortlicher Ressortchef mehrfach deutsche Projekte besuchte und sich persönlich einbrachte.

Dabei wollte er das Ministerium abschaffen, bevor die FDP als erfolgreicher Juniorpartner der schwarz-gelben Koalition bei der Verteilung der Ministerien ein ernstes Wort mitreden durfte. Für den ehemaligen FDP-General Niebel, einen früheren Fallschirmspringer, wurde die Behörde der ehemaligen Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) gefunden. Von der „roten Heidi“ zum „gelben Dirk“ – ein Kulturschock nicht nur für die Mitarbeiter.

Niebel, der in Hamburg geboren wurde und Schirmherr des Deutschen Rugby-Verbandes ist, hat in Israel und bei seinen Kollegen in Deutschland für Verwunderung gesorgt, weil er sich über die Weigerung der Israelis empörte, ihn in den Gaza-Streifen einreisen zu lassen. Dabei hätte Niebel die Haltung der Israelis kennen müssen. Er hatte selbst einmal in einem Kibbuz in Israel gelebt.

Am Montagmorgen traf Niebel in Jerusalem mit Staatspräsident Schimon Peres zusammen. Am Nachmittag waren Gespräche mit dem ultra-rechten Außenminister Avigdor Lieberman geplant. Niebel hatte sich verärgert geäußert, weil Israel ihm nicht die Einreise in den von der radikal-islamischen Hamas beherrschten Gazastreifen erlaubte. Niebel sagte in Jerusalem, er habe am Donnerstag das Okay des israelischen Verteidigungsministeriums für den Besuch in Gaza bekommen. Dann habe das Außenministerium dies jedoch nicht gestattet.

Niebel hatte das Verbot als „großen außenpolitischen Fehler der israelischen Regierung“ kritisiert. Der Minister, der auch Vize-Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft ist, wollte am Sonntag im Gazastreifen ein Klärwerk besuchen, das mit deutscher Hilfe gebaut wird. Das israelische Außenministerium entgegnete, man lasse seit Langem keine ranghohen Politiker in den Gazastreifen, weil die Hamas Besuche zu Propagandazwecken ausnutze.

Das Sicherheitskabinett um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte noch am späten Sonntagabend mitgeteilt, dass die Gaza-Blockade weiter gelockert werden soll. Man werde eine Liste verbotener Güter veröffentlichen. Darauf sollten Waffen, Kampfmittel und „problematische Mehrzweckwaren“ stehen. Ansonsten solle die Einfuhr aller Güter in den Gazastreifen erlaubt werden. Niebel begrüßte die Lockerung als „Schritt in die richtige Richtung“.

Nun will Niebel nach dem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte in Jad Vaschem noch zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Südafrika fliegen. Für viele ist das kein gutes Omen im Hinblick auf die deutsche Mannschaft und ihren notwendigen Erfolg gegen Ghana. Andere meinen: Gut, dass Niebel da ist. Dann kann er mit der deutschen Entwicklungshilfe winken – und die Ghanaer könnten etwas weniger schnell laufen.

Der moderne Mann mit der Mütze hat ein Vorbild in der glorreichen deutschen Fußballgeschichte. Auch wenn Niebels Mütze aus einem Einzelkämpferlehrgang stammt. Udo Jürgens sang zum Abschied des Bundestrainers Helmut Schön: „Der Mann mit der Mütze geht nach Haus. Die lange Zeit des Langen, sie ist aus. Der Mann mit der Mütze geht nach Haus. Und uns’re Achtung nimmt er mit – und unseren Applaus.“ In einer anderen Strophe heißt es: „Du warst ein General mit Herz, ein Freund zugleich und Boss. Du wusstest Rat und manchen Trick.“ Das klingt fast wie auf Niebel gemünzt. Doch dieser Mann mit der Mütze geht noch lange nicht nach Haus’.