Die Erwartungen sind hoch, wenn heute der Runde Tisch gegen Missbrauch zusammen kommt. Die Justizministerin verlangt “schnelle Antworten“.

Hamburg. Zum heutigen Auftakt des runden Tisches gegen Missbrauch hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) an die Teilnehmer appelliert, jenseits von parteipolitischen Interessen nach schnellen Antworten zu suchen. "Der institutionalisierte Dialog über Prävention und Aufarbeitung sollte mit großer Ernsthaftigkeit, jenseits parteipolitischer Interessen geführt werden", sagte die Ministerin dem Abendblatt.

Vor allem die Fragen der Aufarbeitung, die in der vom Bundesjustizministerium geleiteten Unterarbeitsgruppe eine zentrale Rolle spielen, bedürften "gründlicher und schneller Antworten", sagte Leutheusser-Schnarrenberger weiter. Sie betonte: "Dem Auftakt wird ein ehrgeiziger Fahrplan folgen."

Die Ministerin zeigte sich erleichtert, dass die Aufarbeitung nun beginnt. "Es ist gut, dass der runde Tisch der Bundesregierung seine Arbeit aufnimmt. Missbrauchsopfer müssen alle Hilfe erhalten, die sie benötigen", sagte sie.

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann, nannte den runden Tisch eine große Chance, Minderjährige künftig besser vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Das Gremium werde sich nicht nur mit Missbrauchsfällen in Institutionen und Bildungseinrichtungen befassen. Es gehe auch um Missbrauch in Familien, in Sportvereinen oder Jugendeinrichtungen, so Bergmann. Fachleute gingen davon aus, dass etwa 90 Prozent des Kindesmissbrauchs im familiären Umfeld stattfinde.

Die 61 Teilnehmer des runden Tisches, unter ihnen auch Mediziner, Psychologen sowie Vertreter von Kirchen, Internaten und Sportvereinen - sollen sowohl über Hilfen für die Opfer beraten als auch Konzepte zur Vorbeugung diskutieren.

Das Gremium wird von der Justizministerin, der Familienministerin Kristina Schröder (CDU) und Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) geleitet. Es wurde ins Leben gerufen, nachdem in katholischen und anderen Einrichtungen wie der renommierten Odenwaldschule in Hessen etliche Missbrauchsfälle bekannt geworden waren.